Bing – ein erster Einblick

Jetzt ist es also raus: Microsoft wird nicht unter dem Namen „Kumo“, sondern mit „Bing“ einen erneuten Anlauf gegen den monopolartigen Marktanteil von Google wagen. In meinen Augen ist die Namenswahl zwar nicht perfekt aber allemal besser als das bisherige „Live Search“.

Gleich vorneweg: Bing ist kein „Google Killer“. Microsoft hat mit Bing eine Suchmaschine mit solider Ergebnisqualität geschaffen, die in weiten Teilen zu Google aufholt, den Markführer aber nur in wenigen Gebieten überholen kann. Ich hatte die Gelegenheit, bereits vor Launch einen Einblick zu erhalten und möchte einige der Features und neuen Ideen anhand von Screenshots zeigen. Los geht es mit der Startseite; dort wird das „Hintergrundbild“ offenbar jeden Tag ausgewechselt, so dass etwas Abwechslung rein kommt:


Leider macht Microsoft erneut den gleichen Fehler wie die Jahre zuvor: Bing funktioniert derzeit nur in den USA so, wie geplant. Weitere, nicht ganz unwichtige Märkte wie auch Deutschland müssen sich mit einer deutlich reduzierten Version zufrieden geben, die eher an die bisherige Live-Suche erinnert. Man arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung, bis zum Launch werde dies allerdings nichts mehr. Die folgenden Screenshots sind also aus Bing (US) und mit der Hoffnung verbunden, dass wir die Features in absehbarer Zeit auch in Europa erhalten.

Bei der Suche nach „Bonn“ (hier der Screenshot der kompletten Seite, 325kb) fällt zuerst auf, dass die Ergebnisse zweispaltig angeordnet sind. Links werden neben den eigentlich Ergebnissen weitere Eingrenzungen angezeigt – wenn, wie bei diesem Beispiel, besonders Passende gefunden werden, werden sie wie eine Navigation sortiert (Images, Map, Weather, usw.), ansonsten gibt es nur die „Related Searches“. Unter diesen gibt es dann noch die letzten paar Suchanfragen, die man abgesetzt hat, um schnell wieder zurück zu springen. Vorbildlich, dass man die Speicherung direkt dort deaktivieren kann, bei Google muss man sich, um die nervige Webhistory auszustellen durch zahlreiche Menüs angeln.

Die eigentlichen SERPs, eingerahmt von deutlich gekennzeichneten Anzeigen, beginnen mit fünf passenden Bildern aus der Imagesuche. Direkt dort kann man die Suche weiter eingrenzen und nur besonders große oder Bilder in schwarz/weiß auswählen.

Darauf folgend fünf Ergebnisse aus dem „normalen“ Index. Bei Treffern von Wikipedia hat Microsoft sich etwas Neues einfallen lassen: anstelle der klassischen Cache-Version gibt es einen Link auf die Wikipedia-Inhalte im Bing-Layout, als „Enhanced View“ gekennzeichnet; dieser ist auch in der Navigation unter „Reference“ verlinkt. Wenn man mit der Maus über einem der Ergebnisse ist, erscheint rechts daneben die Fortsetzung des Textsnippets aus den SERPs. Eine gute Ideen aus Suchmaschinensicht, Seitenbetreibern müssen sich allerdings etwas einfallen lassen, um den relevanten Content noch weiter zu verteilen, so dass Suchende überhaupt noch einen Grund zum Klicken haben und die Antworten nicht direkt in den SERPs finden.

Nach diesen fünf Treffern werden jeweils drei Treffer aus den Suchen, die in der Navigation schon hervorgehoben wurden angezeigt: Bonn Maps, Bonn Weather, Bonn Airport, Bonn Hotels und Bonn History. Gefällt mir aus Nutzersicht gut, da die Vielfalt der Ergebnisse so deutlich gesteigert wird, ist aus SEO-Sicht natürlich nicht so schön, da mehr denn je gilt: nur die Plätze 1-3 zählen. Weitere Lösungen sind teilweise sehr nah an das große Vorbild angelehnt: die Anzeige der lokalen Treffer bei „Bonn Hotels“ dürfte dem Google-Nutzer bekannt vorkommen und auch die Integration der Wetterdaten sind nicht gänzlich unbekannt. Der Shoppingbereich, der bei dieser Suche (sinnvollerweise) nicht angezeigt wird, wird durch die Integration der Daten von Ciao, das Microsoft letztes Jahr gekauft hat, sehr schön angereichert: Preise, Meinungen, Vergleiche, in den USA auch die beliebten Cashbacks.

Alles in allem eine deutliche Weiterentwicklung zum bisherigen Stand der Microsoft Suchmaschine und wenn die schönen neuen Featues, die wir bislang nur in den USA bewundern dürfen, nun auch ihren Weg über den Atlantik finden, kann ich mir in Kombination mit dem bereits kolportierten großen Werbeetat, den Microsoft für Bing zur Verfügung stellt, vorstellen, dass der Marktanteil auch hier deutlich wächst.

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