Die SMX in München ist vorbei und ich bin positiv überrascht, dass es sowohl inhaltlich als auch in der Organisation nochmals eine Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr gab. Der Umzug in ein anderes Hotel hat der Veranstaltung gut getan und die SMX dürfte sich damit als die Business-SEO-Konferenz in Deutschland etabliert haben. Ich selber hatte neben dem WotR-Allstars-Panel sowie einer Fragen&Antwort-Runde zusammen mit Johannes Müller von Google eine Session zu HTML5 und den möglichen Auswirkungen auf SEO. Meinen Vortrag möchte ich hier kurz zusammenfassen.
HTML5 ist eine Weiterentwicklung und Anpassung von HTML an neue Einsatzmöglichkeiten. Kernfeatures umfassen eine native Unterstützung von Video und Audio, neue Grafikformate, die ohne Flash auskommen sowie die Möglichkeit, Offline-Anwendungen in HTML5 zu entwickeln. Derzeit ist HTML5 zwar noch ein Arbeitsentwurf, zahlreiche Browser unterstützen den neuen Standard aber schon umfassend. Ich habe mir viele Drafts, Vorschläge, Auswertungen und Spezifikationen zu HTML5 durchgelesen, sie geordnet und versucht, die für SEO relevanten Bestandteile herauszupicken.
Neue Tags
Mit HTML5 ist erstmalig eine halbwegs sinnvolle, semantische Auszeichnung von einzelnen Inhaltsblöcken einer Webseite möglich. Dafür gibt es eine Reihe neuer Tags: <header>, <section>, <nav>, <aside>, <article> & <footer>. Diese Tags werden in Zukunft für Suchmaschinencrawler relativ sicher ein Hinweis auf den Inhalt geben. Bekanntes Problem: Ohne entsprechende Inhalte innerhalb der neuen Tags, werden sie nicht wirken. Gute Inhalte werden durch die bessere semantische Auszeichnung also tendenziell wichtiger. Auch keine Überraschung: Google wird den Angaben nicht trauen. Sie können ein Signal sein, es wird aber ein stimmiges Gesamtbild von Nöten sein, damit die OnPage-Bewertung einer Seite positiv ausfällt.
Neue Link-Attribute
Analog zu rel=“nofollow“, definiert HMTL5 eine Reihe weiterer Attribute zu Links, die den Inhalt beschreiben können. So kann ein Link mit dem Attribut „author“ auf den Autor des Artikels hinweisen, „license“ auf die Lizenz, unter der dieser Artikel veröffentlich wird. Die neuen Attribute werden zwar nicht helfen, den Linkjuice einer gesamten Seite zu erhöhen, die Verteilung zwischen den vorhandenen Links kann damit aber eventuell in Zukunft gesteuert werden. Es ist davon auszugehen, dass die meisten CMS-Anbieter diese Attribute recht zügig einsetzen. Da es bei der Optimierung in der Regel nicht um das absolute Optimum geht, sondern man (nur) besser als die Konkurrenz sein muss: die neuen Attribute ruhig verwenden, schaden werden sie mit ziemlicher Sicherheit nicht.
Bessere Video- & Audio-Integration
Die Integration von Audio- und Videodateien benötigt in HTML5 keine Plugins/Erweiterungen wie Flash, sondern kann nativ durchgeführt werden. <audio> und <video> werden zum festen und nativen HTML-Bestandteil. Wenn Google Videos auf der eigenen Domain genauso einfach versteht, wie das derzeit bei Bildern passiert, ist es künftig nicht ausgeschlossen, dass man mit Video-Hosting auf der eigenen Domain Spaß haben kann.
Microdata
Mit Microdata/RDFa werden die Daten, die auf der Seite in Textform bereits vorhanden sind, für Suchmaschinen in strukturierter Form erneut aufbereitet. Crawler können Daten wie Event-Informationen, Diskussionen, Produkte oder Reviews somit einfacher sammeln und aggregieren. Der Vorteil von strukturierten Daten ist gleichzeitig auch die größte Gefahr: die Informationen liegen künftig in strukturierter Form bei den Suchmaschinen vor. Welchen Grund hat Google, die Besucher noch auf die Seite weiterzuleiten, wenn die gesuchten Informationen auch direkt in den SERPs angezeigt werden können? Also: Thema nicht gerade trivial und HTML5 ist da nur ein Nebenaspekt. Wer vor der Entscheidung, Google strukturierte Daten zu überspielen steht, sollte besser keinen Fehler machen.
Und jetzt? Auswirkungen auf SEO: Don‘t panic!
Zugegeben: für ein Unternehmen dieser Größe ist Google echt schnell. Die Integration eines HTML5-Parsers in den Crawler wird aber sicherlich nicht überstürzt und die Auswirkungen der reinen HTML5-Signale werden eher gering sein. HTML5 hat einige Ansätze, die auf für das technische SEO interessant sind. Den größten Nutzen sehe ich allerdings beim Nutzer und somit indirekt auf SEO: längere Verweildauer, kürzere Ladezeit, höhere Zufriedenheit mit der Webseite. Wer in den nächsten Monaten ein neues Projekt aufsetzt: HTML5 ruhig im Hinterkopf behalten und, wenn es Sinn macht, einsetzen.