Im letzen Jahr gab es starke Veränderungen in der Sichtbarkeit der Gesundheitsportale. Der ehemalige Branchen-Primus netdoktor.de ist inzwischen auf Platz 4 gefallen. Aber auch onmeda.de wurde von apotheken-umschau.de und doccheck.com überholt.
Der Markt für Gesundheitsportale ist besonders interessant, da wenige große Anbieter miteinander konkurrieren und es sehr hohe Überschneidungen bei den Keywords gibt. Hier lassen sich Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Anbietern besonders gut beobachten.
Den Anbieter Netdoktor haben wir im Dezember 2012 in einer Fallstudie bereits ausführlich analysiert. Zusammenfassend dürften drei Faktoren für den Abwärtstrend von netdoktor.de verantwortlich sein. Die Einführung der neuen Community-Plattform nach Vorbild von gutefrage.net Ende März 2011 führte zu einer Verwässerung der Qualität der indexierten Seiten. Diese Verschlechterung der durchschnittlichen Qualität stieß sowohl auf eine strengere Qualitätsbewertung in Form der Panda-Updates seitens Google als auch auf einen erstarkenden Wettbewerb, insbesondere seitens apotheken-umschau.de.
Heute möchte ich das Augenmerk auf Suchvolumens nach den Eigennamen bzw. Marken der vier Gesundheitsplattformen werfen, neudeutsch auch Brand Searches genannt. Das Suchvolumen bei Google Trends zeigt eine sehr ähnliche Entwicklung wie die Sichtbarkeitskurven. Als Suchbegriffe habe ich dabei die Namen übernommen, die Google Suggest aktuell zuerst anzeigt, wenn man beginnt den Domainnamen in die Google Suche einzugeben.
Auch bei Google Trends gehören Apotheken Umschau und Doccheck zu den eindeutigen Gewinnern und liegen inzwischen vor Netdoktor und Onmeda. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein erhöhtes Suchvolumen von Brand Searches zu mehr Sichtbarkeit in den Google Suchergebnissen geführt hat. Denkbar ist auch die umgekehrte Wirkungsrichtung, dass mehr Sichtbarkeit eine Plattform bekannter macht und in der Folgezeit zu mehr Brand Searches führt. Aber auch in dem Fall wäre Brand Search ein gutes Rankingsignal, das die Nutzer mit den Ergebnissen offensichtlich so zufrieden waren, dass sie in Zukunft direkt nach der Domain suchen. Umgekehrt könnte es ein negatives Signal sein, wenn bei einer Domain, die beispielsweise aufgrund starker Verlinkung an Sichtbarkeit gewinnt, in der Folge keine Zunahme der Brand Searches zu beobachten ist und sie somit den von Google geleisteten Vertrauensvorschuss enttäuscht. Grundsätzlich würde ein solches Signal eher bei mittleren und großen Websites funktionieren, bei denen das Volumen der Brand Searches ausreichend groß für zuverlässige Datenanalysen ist.
Eventuell werden Sichtbarkeit und Brand Searches auch beide von einem ganz anderen Faktor beeinflusst, den wir hier überhaupt noch nicht betrachtet haben und es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen den Variablen.
Interessant und plausibel finden ich den Gedanken eines indirekten Effektes der Brand Searches. Wenn eine Marke gesucht wird, hat die dazugehörige Domain bei diesen Suchen eine extrem hohe Click-Through-Rate (CTR), die wahrscheinlich über 80 Prozent liegt. Steigt jetzt das Suchvolumen nach der Marke, steigt auch die durchschnittliche CTR der Domain. Auch über diesen Weg wären positive Rankingsignale denkbar. Das charmante an dieser Idee ist, dass Google nicht zu viele verschiedene Faktoren auswerten muss, um den Trust in eine Domain zu bestimmen.
Was ist Eure Meinung zu Brand Searches?
[Update] Gerade habe ich mir bei seo-united.de noch einmal das jüngste Matt Cutts Interview durchgelessen und dabei ein zum Thema passendes Zitat gefunden:
Worin wir besser sind, ist herauszufinden, wer in den jeweiligen Kategorien wie z.B. Gesundheit die wirklichen Autoritäten sind. Wenn wir das herausfinden können, bekommen diese Seiten ein höheres Ranking.