Wir blicken auf einen spannenden Monat mit viel Bewegung in den Google-Suchergebnissen zurück. Passend dazu steht die neue Ausgabe 12/2015 unseres monatlich erscheinenden SISTRIX IndexWatch bereit und eignet sich besonders gut, um aufgrund der aktuellen Ereignisse in vorweihnachtlicher Freude zu fachsimpeln.
Wie gewohnt haben wir die Veränderungen auf dem deutschen Suchmarkt analysiert und nach interessanten Veränderungen bei den Gewinnern und Verlierern im SISTRIX Sichtbarkeitsindex des Monats November 2015 Ausschau gehalten.
Fachkonferenzen für Online-Marketing und SEO in Österreich
Wer bislang nur SEO-Konferenzen in Deutschland im Auge hatte, wie z.B. den SEO DAY im Oktober eines jeden Jahres, der sollte sich zusätzlich den Folgemonat November im Kalender markieren.
Denn hier findet in schönen Salzburg, direkt hinter der deutschen Grenze, die Konferenz für Online Marketing, OMX, statt, welche sich mit ihren drei Tracks „Hardcore“, „Grundlagen“ und „Strategie“ nicht nur an die Experten richtet, sondern sich ganz dem Thema „Wo fange ich beim Online Marketing an?“ verschrieben hat.
Am Folgetag findet in der gleichen Eventlocation mit der SEOkomm die Fachkonferenz für Suchmaschinenoptimierung in Österreich statt. Hier richtet sich das Programm an SEO-Experten und Marketing-Fachleute mit knallharten SEO-Fakten und Profi-Knowhow. Die Recaps beider Konferenzen sprechen hierbei für sich selbst.
Wir waren dieses Jahr an beiden Tagen vor Ort und ich bin mehr als positiv überrascht. Gut gelegene Location, liebevoll dekoriert und inszeniert sowie eine erstklassige Auswahl an Speakern und einer gelungenen Mischung der Themenvielfalt wurde geboten. Dabei wurde stehts auf das leibliche Wohl geachtet und es fand sich immer genügend Raum für interessante Gespräche abseits der Vorträge. Ob wir im nächsten Jahr wieder mit dabei sind? Natürlich :)
Googles RankBrain, Penguin 4.0 & Mobile-Penalties
Beim Suchmaschinenbetreiber aus Mountain View, einer Stadt in Kalifornien, hat sich einiges nennenswertes hinter den Kulissen getan. Branchenkenner warten und rechnen mit einer neuen Version des Penguin Updates noch in diesem Jahr. Der auch unter dem Namen Webspam Update bekannte Algorithmus straft Websites mit unnatürlichen Linkprofilen ab und soll in der künftigen Version 4.0 laut Google ein großes Update werden und kein bloßer Data-Refresh sein. Dies würde bedeuten, dass der zugrunde liegende Algorithmus überarbeitet und optimiert sein würde. Leider wurde bis heute der Rollout nicht bestätigt, so dass uns womöglich eine spannende Weihnachtszeit bevorsteht.
Eher überraschend und beiläufig wurde jedoch bekannt, dass Google rund 15% aller „neuen“ Suchanfragen mittels einem Algorithmus, der auf künstlicher Intelligenz basiert, beantwortet. Dies macht die auf den Namen RankBrain getaufte KI zu einem neuen, weiteren Rankingfaktor bei Google.
RankBrain is one of the “hundreds” of signals that go into an algorithm that determines what results appear on a Google search page and where they are ranked, Corrado said. In the few months it has been deployed, RankBrain has become the third-most important signal contributing to the result of a search query, he said.– Bloomberg Interview mit Google Research Scientist Greg Corrado
Maschinelles Lernen ist dabei die Ausgangsbasis für den RankBrain-Algorithmus. Google erklärt in einem Youtube-Video sehr schön, was es damit auf sich hat und wie komplex die gesamte Thematik eigentlich ist.
Nebenbei hat Google dann auch noch seine Quality Rater Guidelines überarbeitet und sie unzensiert als 160 Seiten starkes PDF-Dokument online zur Verfügung gestellt. Spannend hierbei ist die Einführung eines neuen „Signals“:
The Needs Met Rating is brand new to the guidelines, and on a basic level, it is almost like looking at it from a Panda perspective. This is one of the new ratings for website owners to use to determine whether or not a site is “quality” or not.
Needs Met refers to raters focusing on the mobile searcher’s needs and thinking about “how helpful and satisfying the result is for the mobile user?– Google Quality Rater Guidelines
– Google Quality Rater Guidelines
Das Portal SEO.at berichtete bereits über die Veränderungen der Quality Guidelines zum Vorjahr und hat die wichtigsten Punkte herausgearbeitet.
Anknüpfend an das Mobile-Friendly Ranking-Faktor Update von April diesen Jahres ist Google nun dazu übergegangen und bestraft Websites bei irreführenden mobilen Weiterleitung von Affiliate-Netzwerken. Dies beutet, es wird aktiv gegen Affiliate-Netzwerke vorgegangen, die Mobile-Nutzer über mehrere Affiliate-Seiten führen, um so den Traffic zu monetarisieren. Der genaue Wortlaut eines Google Search Quality Senior Strategist ist hier in einem Google Hangout zu entnehmen.
Ab dem 1. November möchte Google zudem Webseiten mit ganzflächigen App-Interstitials abstrafen. SEO.at berichtete bereits darüber. Ob die eigene Website mobil schlechter gefunden wird, als bei Desktop-Suchen, kann den SISTRIX Sichtbarkeitsindex für Smartphones auswerten und ganz einfach in der Toolbox vergleichen.
Gewinner-Domains des Monats November 2015
Beginnen wir mit den Gewinnern im IndexWatch. Dies sind jene Domains, welche im Verlaufe des Monat November den größten Zuwachs im SISTRIX Sichtbarkeitsindex verzeichnen konnten.
Der 1908 gegründete US-amerikanischer Sportartikelanbieter Converse, der heute zu Nike gehört, konsolidiert seine länderspezifischen Country Code Top-Level-Domains (ccTLDs) unter einer generischen .com Top-Level-Domain zusammen. Somit zählt converse.com zum größten prozentualen Gewinner.
Anhand des Sichtbarkeitsindex kann die Entwicklung beispielsweise anhand der Länderdomains .de, .co.uk und .es im Vergleich zu dem entsprechenden Verzeichnis (hier /de für den deutschsprachigen Bereich) der neuen .com-Domain gut veranschaulicht werden.
Mitte diesen Jahres unternahm auch WMF diesen Schritt und ging mit einer positiven Entwicklung hervor.
Google selbst ist es im übrigen völlig egal, auf welche Strategie Webseitenbetreiber in Bezug auf ihr internationales SEO setzen. Eigene länderspezifische Domains, ccTLD genannt, sind für den GoogleBot genauso gut, wie Hostnamen oder Verzeichnisse für einzelne Sprachvarianten auf einer generischen (gTLD) Domain.
Wichtig hierbei ist lediglich die korrekte Verwendung des sogenannten hreflang Link-Attribut im HTML-Quelltext einer jeden Seite. Durch die Verwendung von hreflang wird sichergestellt, dass Google die jeweilige geografische Ausrichtung der Website versteht und die jeweils passende Sprachversion oder regionale URL eines Inhalts dem User ausliefert. Unser umfassender hreflang-Guide für internationales SEO gibt dir eine ausführliche Hilfestellung zu diesem Thema.
Als ich die URL http://www.converse.com/de kurz durch unseren hreflang Markup-Validator schickte, fiel das Testergebnis positiv aus. Hier wurde augenscheinlich alles richtig gemacht. Etwas verwundert hat mich die Ausgabe des Webservers über den eigentlich Pfad der anderen Sprachvarianten dieser URL. Für alle englisch sprechenden, aber in Spanien lebenden Nutzer, wäre dies die URL http://www.converse.com/on/demandware.store/Sites-converse-es-Site/en_ES/Default-Start welche bei ihrem Aufruf mittels einer 301-Weiterleitung auf die schönere URL http://www.converse.com/es/en/ weiterleitet. Dies ist wohl auf das verwendete Content-Management-System, bzw. der eCommerce Software Demandware, zurückzuführen.
Bei einer Google-Suche nach dem Markennamen „Converse“ erhielt das Snippet für das neue deutschsprachige Verzeichnis auf der .com-Domain einen eher nichtssagenden Title. Ein klassischer Fall von der falschen Verwendung eines Canonical Link-Elements zusammen mit der hreflang-Anmerkung dachte ich. Aber nach einer kurzen Stichprobe zu urteilen, wurde hier alles richtig gemacht.
Beide SERP-Snippets bieten jedenfalls genügend Spielraum für eine Title-Optimierung.
Kein klar erkennbares Muster bei vielen Gewinner-Domains
Meint es Google nur gut mit den Webmastern und schenkt Domains unterschiedlichster Branche und Größe gute Rankings zur Weihnachtszeit oder steckt doch mehr dahinter? Denn durch die Bank weg haben viele Domains zu Teilen in der gleichen Intensität einen sprunghaften Anstieg ihrer Sichtbarkeit verzeichnen können. Dabei ist kein eindeutiges Muster zu erkennen, warum es eine solch hohe Diversität gibt. Ein offizielles Google Update fand bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht statt.
Googles Webmaster Trends Analyst John Müller, wollte oder konnte auf Twitter nicht eindeutig bestätigen, dass eine oder mehrere größere Änderungen am Suchalgorithmus vorgenommen wurden. Auch Kollege Gary Illyes ließ sich nicht zu einem klaren Statement verleiten.
Die unterschiedlichen Domains gutscheinpony.de, mycare.de, auto-motor-und-sport.de, als auch bruegelmann.de zählen zu den Gewinner-Domains.
Die positive Entwicklung im SISTRIX Sichtbarkeitsindex ist bei nahezu allen Domains auf die letzte Novemberwoche zurückzuführen und brachte einen Zugewinn in der Größenordnung von 25% bis 45% sowie vereinzelt sogar über 100% und mehr innerhalb dieser Woche.
Dabei können die Domains unterschiedlicher kaum sein. Aus fast jeder Branche bzw. Themengebiet ließ sich mindestens ein Vertreter identifizieren. So gewannen etwa Preisvergleichsportale, Aggregatoren und große Markenwebsites zu gleichen Teilen, wie auch Tageszeitungen, kleine „Nischen-“ Websites und sogar teilweise (Thin-Content) Affiliate-Webseiten.
Scheinbar wurden einige Webseiten regelrecht nach oben gespült, die zuvor den Qualitäts-Merkmalen von Google gefühlt nicht mehr vollumfänglich entsprachen. Neben Domains wie impfschaden.info oder aquaristic.net zählen auch die Angebot von stoffe.de, hark-shop.de und schuhe.de zu den Gewinnern bei Google im November.
Die größte Auffälligkeit, beziehungsweise Gemeinsamkeit, vieler Domains ist auf das sogenannte Phantom Update zurückzuführen, bei dem sie zu Anfang Mai diesen Jahres teils überraschend an Sichtbarkeit auf den organischen Suchergebnisseiten bei Google einbüßen mussten.
Vereinzelt gewannen auch vom Panda Update gebeutelte Domains mehr Sichtbarkeit, als sie ursprünglich durch den Qualitätsfilter verloren hatten. Scheinbar hat Google einige Stellschrauben hinsichtlich der Qualitätsbewertung die gesamte Domain betreffend nachjustiert. Gut möglich, dass die überarbeiteten „Quality Raters Guidelines 2015“ auch einen Einfluss auf den Ranking-Algorithmus gefunden haben.
Google versucht mit einem neuen „Signal“ die Nutzerzufriedenheit zu bewerten und möchte für sich die Frage beantworten, ob ein „normaler“ Besucher vollumfänglich mit dem Ergebnis/der Antwort zufrieden wäre, die die besuchte Website in Bezug auf die Suchanfrage des Nutzers liefert.
Neu sind diese Ansätze allerdings nicht. Seit jeher gilt Googles Ratschlag:
Our advice for publishers continues to be to focus on delivering the best possible user experience on your websites and not to focus too much on what they think are Google’s current ranking algorithms or signals.– Amit Singhal, Google Fellow im Webmaster Central Blog
Was als ein „gutes Ergebnis“ bzw. als „gute Nutzererfahrung“ angesehen wird, kommunizierte Google bereits mit Erscheinen des ersten Panda Updates.
Auch bei Angebotenen, die einem langfristigen Abwärtstrend im SISTRIX Sichtbarkeitsindex unterlagen, stoppte das Phantom Update diesen und die Domain gewann Ende November unerwartet an Sichtbarkeit. Hier im Gelb markierten Teil des Chartmusters erkennbar.
Als Pendant gewannen ebenfalls Angebote mit einem langfristigen Aufwärtstrend im SISTRIX Sichtbarkeitsindex schlagartig um mehr als 50%-Punkte. Hier das Reiseschnäppchenportal UrlaubsGuru.de.
Themengleiche Angebote von unterschiedlichen Betreibern mit nahezu identischer historischer Entwicklung im Sichtbarkeitsindex profitierten gleichermaßen von den „unbekannten“ Algorithmus-Änderungen im November.
Was sind eure Erkenntnisse und Rückschlüsse in Bezug auf die jüngsten Veränderung? Bescherte euch Google ein kleines Traffic-Wunder in der Vorweihnachtszeit oder musstet ihr gar unerklärliche Verluste im Ranking hinnehmen? Lasst es uns in den Kommentaren unten wissen. Gemeinsam können wir unser solides SEO-Basiswissen zu gefährlichem SEO-Halbwissen veredeln ;-)
Verlierer-Domains des Monats November 2015
Kommen wir zu den Verlierern. Dies sind jene Domains, welche im Verlaufe des Monat November den größten Verlust im SISTRIX Sichtbarkeitsindex hinnehmen mussten.
Gemäß der Regalplatzoptimierung: Wo Gewinner, da auch Verlierer
Google zeigt nicht mehr als 10 organische Treffer auf einer Suchergebnisseite an. Gewinnen nun einzelne Domains an Rankingpositionen, so müssen gemäß dem Regalplatzoptimierungsprinzip von Google die zuvor gelisteten Angebote entfernt oder auf die hinteren Suchergebnisseiten versetzt werden.
Auch bei den Verlierer-Domains ein ähnliches Bild. Angebote aus den unterschiedlichsten Bereichen verlieren in der letzten Woche des Monats November schlagartig deutlich an Sichtbarkeit. Dies ist vermutlich mitunter auf das plötzliche Erstarken entsprechender Wettbewerber zurückzuführen.
Domains, welche zu Mitte diesen Jahres durch das Phantom Update einen deutlichen Sprung im Sichtbarkeitsindex verzeichnen konnten und infolgedessen auch weiter wuchsen, wurden nun scheinbar in ihrer Auffindbarkeit wieder nach unten korrigiert.
Abermals in ihrer Sichtbarkeit gesunken sind ebenfalls Angebote, die bereits zuvor auf das Phantom Update sowie der achtundzwanzigsten Iteration des Google Panda Updates negativ reagiert hatten.
Bundesministerium tappt in Relaunch-Falle
Unter der Domain bmjv.de finden Bürgerinnen und Bürger das Angebot des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Die Internetseite komplett überarbeitet und neu strukturiert.
Klingt erst einmal gut. Setzten wir allerdings unsere SEO-Brille auf, so ist es ganz und gar nicht gut. Inhalte die nach einem Relaunch nicht mehr an der gewohnten Stelle liegen kommen schon einmal vor. Dem kann und sollten Webseitenbetreiber allerdings ausreichend Beachtung sowie Fürsorge schenken. Denn sonst sind mir nichts dir nichts die guten Rankings bei Google dahin. Der SISTRIX Sichtbarkeitsindex der Domain spricht für sich:
Tja, was soll ich dazu sagen. Eigentlich sollte es ein selbstverständliches SEO-Basic sein, ein Website-Relaunch niemals ohne 301-Weiterleitungen durchzuführen, aber die Realität belehrt uns oft eines Besseren.
Es darf spekuliert werden, was die offizielle Begründung des Bundesministerium in einer Bundespressekonferenz über das Auslassen von hilfreichen Weiterleitungen sein würde. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein versuchte sich erst dieses Jahr in einer offiziellen Erklärung zum Relaunch des eigenen Landesportal.
Einführung neuer URL-Strukturen und Umstellung auf HTTPS
Das multinationale Unternehmen SanDisk mit Sitz in Milpitas, Kalifornien, bietet Flash-Speicherlösungen, die sowohl in Rechenzentren als auch in Smartphones, Tablets und Laptops zum Einsatz kommen.
Die Website www.sandisk.de erhielt eine optische Frischzellenkur und präsentiert sich in einem neuen ansprechenden Design. Dank des Internet Archive lässt sich noch ein Blick auf das alte Design erhaschen. Im direkten Vergleich zum neu gestalteten Internetauftritt ein Relikt aus vergangenen Tagen der Webseitengestaltung.
Die Domain reagierte mit einem Verlust im Sichtbarkeitsindex von rund 35%. Zurückzuführen ist dies auf Veränderungen der URL-Strukturen sowie der Umstellung auf das HTTPS-Protokoll im Zuge des Relaunches.
Anhand der exemplarischen Ranking-Entwicklung für das Keyword [card reader] ist die Umstrukturierung auf URL-Ebene schnell zu erkennen. Die altbewährt rankende URL http://www.sandisk.de/products/memory-cards/readers/ leitet beim Aufruf auf das neue Ziel https://www.sandisk.de/home/memory-cards weiter. Hierfür nutzt man korrekterweise eine sogenannte 301-Weiterleitung.
Google benötigt hier einfach noch ein wenig Zeit, um alle Signale der alten URLs auf das jeweilige neue Pendant zu übertragen. Die Domain sollte schon bald wieder zur alten Stärke zurückfinden.
Damit schließt sich dieser IndexWatch, bis zum nächsten Mal!