Schaut man sich die Themen, die in SEO-Blogs in letzter Zeit behandelt werden an, so wähnt man sich in der falschen Branche: Julian von Seokratie erklärt uns, was Web-Usability ist, Olaf von Rankingcheck stellt die Grundlagen für Newslettermarketing vor, Gretus ist mit Brillen und Uhren dabei und Marco will uns direkt an die Grenze des Weltalls bringen. Zwar war es in den letzten Wochen ungewöhnlich warm und nur beißende Schildkröten haben uns vor einem waschechten Sommerloch gerettet. Aber ist das die Zukunft von SEO?
In den letzten Jahren ist ein umfangreicher Erfahrungsschatz gewachsen. Von diesem profitieren jetzt Neueinsteiger sowie Firmen, die bislang kein SEO betrieben haben. Sie kommen jetzt viel schneller zu guten Ergebnissen, da nicht jeder Fehler erneut gemacht werden muss. Somit stellt sich bei vielen Grundlagenthemen Routine ein.
SEO hat als Thema lange davon gelebt, dass es interessant, aufregend und attraktiv ist. Das Verhältnis zwischen Branchenumsatz und Aufmerksamkeit ist in wahrscheinlich nur wenigen anderen Internetbereichen auf einem vergleichbaren Niveau. Damit das so bleibt, fordern die zahlreichen Konferenzen, Bücher, Blogs und Fachzeitschriften kontinuierlich nach neuen Themen und Erkenntnissen.
Dadurch sehe ich derzeit die Gefahr, dass die Branche die wichtige Bodenhaftung verliert. Wenn ich mit Personen spreche, die besser gefunden werden wollen, so ist das Problem in der Regel nicht, dass Pi für die wichtige WTF-Formel in der 9. Nachkommastelle falsch berechnet wurde, sondern es mangelt an Grundlagen wie Keyword-Recherche, Informationsarchitektur und crawlerfreundlicher Webseitengestaltung.
Häufig höre ich die Klage, dass Webagenturen und Dienstleister SEO verkaufen, obwohl sie offensichtlich keine SEO-Experten sind und dem Kunden damit nicht das bestmögliche Ergebnis liefern. Wir als Branche sollten nun aufpassen, dass wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und nicht mit einem Bauchladen an Halbwissen durch die Internetwelt laufen.