Die Bounce-Rate sagt aus, wie häufig Nutzer die Webseite wieder verlassen, ohne dabei mehr als eine Unterseite besucht zu haben. Diese Absprünge werden häufig als schlecht angesehen, da es die Webseite nicht geschafft hat, den Besucher so zu interessieren, dass dieser sich weiter auf der Seite umschaut.
Die Absprungrate ist eine Kategorie, die in Webanalyse-Anwendungen wie Google Analytics gemessen wird. Websitebetreiber erfahren so, wie viel Prozent der Besusche wieder bouncen, also nach dem Besuch einer Seite keine weitere Seiten besucht haben. Die Bounce-Rate errechnet das Verhältnis zwischen den Besuchern, die über eine Unterseite in eine Webseite eintauchen und den Besuchern, die nach Aufruf dieser einen Unterseite die Domain wieder verlassen.
Die Absprungrate ist nicht mit der Ausstiegsrate zu verwechseln.
Eine geringe Bounce-Rate wird im Online-Marketing häufig als Merkmal einer guten Seite angesehen. Man nimmt an, dass ein Besucher, der tiefer in die Webseite eintaucht, Interesse an den entsprechenden Inhalten zeigt. Zudem herrscht häufig noch der Glaube vor, dass Google die Absprungrate als Rankingfaktor mit einbezieht.
Wie wird die Bounce-Rate genau berechnet?
Es ist wichtig zu wissen, wie die eigene Analytics-Lösung – sei es Google Analytics, Matomo (ehemals Piwik), Adobe Analytics etc. – die Absprungrate genau ermittelt.
Google Analytics wertet standardmäßig alles als Absprung, wenn eine Sitzung auf der spezifischen URL gestartet (Einstieg) und dann keine weitere Seite der Domain angesteuert wurde.
Google gibt hierzu ein anschauliches Beispiel:
- Montag: Seite A > Seite B > Seite C
- Dienstag: Seite B > Seite A > Seite C
- Mittwoch: Seite A > Ausstieg
Die Bounce Rate von Seite A beträgt 50 % da Analytics nur den Montag und Mitwoch als jeweiligen Einstieg auf A zählt und nur am Mittwoch keine weitere Seite der Domain aufgerufen wurde. 2 Einstiege auf Seite A und ein Ausstieg = 50 % Absprungrate für Seite A.
Ist die Bounce-Rate ein Ranking Faktor?
Die Absprungrate ist kein Rankingsignal!
Verschiedene Google-Mitarbeiter haben sich hierzu mehrfach über die Jahre geäußert:
I’ll just say that bounce rates would be not only spammable but noisy.
Matt Cutts on Sphinn.com
und Garry Illyes on Twitter:
Was meint Google mit „noisy“?
Wenn Matt Cutts von „noisy“ Signalen spricht, geht es um Signale, die ein gewisses Rauschen aufweisen, wenn man die Daten visualisieren würde. Im besten Fall findet Google Signale bei denen es eine klare Entweder-Oder-Struktur gibt und die situationsunabhängig sind – zum Beispiel „Kekse haben ist gut“ und „keine Kekse haben ist schlecht„.
Eine Beispiel für eine Verteilung ohne viel Rauschen, mit zwei relativ gut voneinander abgrenzbaren Datenhäufungen, ist diese:
Daten weisen dann ein Rauschen auf, wenn gut definierbare Bereiche fehlen:
Selbst wenn die Daten gut abgrenzbar sind kann es immer noch passieren, dass die Ergebnisse nicht immer das gleiche bedeuten. Nehmen wir an, wir können die Hintergrundfarbe von Webseiten generell in Hell oder Dunkel unterteilen. In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass ein Besucher „hell“ als gut empfindet und ein anderer lieber „dunkel“ mag. Dann wären die Daten nicht dafür geeignet, als allgemeiner Rankingfaktor herzuhalten.
In der Regel möchte man, dass sich Besucher tiefer in die Seite klicken. Diese Sicht ist vollkommen legitim und für viele Seitentypen genau das, was man sich als SEO wünschen würde. Die Bounce Rate ist damit eine bedeutende Kennzahl für eine bestimmte Unterseite.
Es gibt jedoch durchaus gute Gründe, eine sehr hohe Absprungrate auf einer Seite zu erwarten. Klingt paradox? Aber so können wir die Bounce Rate nutzen, um zu prüfen, ob Nutzer genau das bekommen, wonach sie gesucht haben.
Stell dir bitte vor du möchtest am Wochenende ein Museum besuchen und schaust online nach den Öffnungszeiten. Du findest die Seite in den Suchergebnissen und sie ist so aufgebaut, dass du die Öffnungszeiten direkt findest.
Du kannst dich jetzt natürlich weiter durch die Museumswebseite klicken und dir Bilder der Exponate anzuschauen, jedoch kannst du auch einfach den Browser schließen und ins Museum gehen.
Der von dir verursachte Bounce wäre dann ein Zeichen, dass du möglicherweise genau die Antwort auf genau die Frage gefunden hast, mit der du zur Suchmaschine gekommen bist. Womit dann auch der Faktor „Needs Met“ aus den Google Quality Rater Guidelines als „Fully Meets“ bedient wäre.
Es ist daher durchaus nachvollziehbar, dass Google diesen Wert nicht als Rankingfaktor heranzieht. Für Webmaster selbst kann die Bounce Rate jedoch durchaus vielsagend und nützlich sein.
Was ist eine gute Bounce-Rate?
Ob eine Unterseite eine gute Absprungrate hat oder nicht, hängt also ganz davon ab, was der Seitenbetreiber mit der Seite erreichen möchte. Bei unserem Museumsbeispiel könnten wir die Zieldefinition „Auf der Öffnungszeiten Seite sollte die Bounce Rate hoch sein“ definieren, weil sie das Suchbedürfnis des Besuchers ohne weiteren Informationsbedarf befriedigt.
Auf einer ganz spezifischen Landingpage, die Besucher zum Abonnieren eines Newsletters animieren soll, wäre eine hohe Bounce Rate hingegen ein Indiz, dass die Besucher nicht spezifisch genug angesprochen werden oder auch zu viele Informationen preisgeben müssen, um auf die Newsletteranmeldung zu klicken.
Es gibt darüber hinaus auch Seiten, bei denen eine höhere Absprungrate in Kauf genommen werden kann, ohne dass gleich alle Alarmglocken angehen müssen: Wenn Google Analytics zum Beispiel eine hohe Bouncerate für die Startseite anzeigt, kann das entweder daran liegen, dass keine klare Handlungsaufforderung definiert wurde oder aber, dass es eine große Anzahl an Besuchern gibt die gar kein wirkliches Interesse an der Seite haben – und nur über Suchmaschinen gekommen sind, weil die Webseite für eine sehr generische Suchanfragen rankt. Hier muss erst geprüft werden, warum überhaupt eine hohe Absprungrate entsteht.
In Anbetracht dieser Möglichkeiten ist es sinnvoller, die anfängliche Frage „Ist die Bounce-Rate ein Rankingfaktor?“ in „Was ist eine gute Bounce Rate für Seite X?“ umzuformulieren. Hier kann man sich dann Gedanken darüber machen, welche Handlung man von seinen Besuchern auf der jeweiligen Unterseite erwartet.
Welche Vorteile hat die Absprungrate?
Die Bounce Rate einer Seite kann ein wichtiger Indikator dafür sein, ob eine Unterseite den Zweck erfüllt, für den sie gebaut wurde. Hierfür ist es notwendig, sich Gedanken dazu gemacht zu haben, welche Handlung man von einem Besucher auf einer Unterseite erwartet und wo man diesen Besucher nach dieser Handlung hinführen möchte (siehe auch unseren Beitrag zur Informations-Architektur einer Seite).
Schauen wir uns zwei mögliche Beispiele für unterschiedliche Bounce-Raten und deren Qualitätsanspurch an:
- Nehmen wir eine Landingpage, auf der wir eine ganz spezielle konkrete Zielgruppe ansprechen möchten, wobei es hier erst einmal egal ist ob die Besucher über die organische Suche, Adwords, soziale Netzwerke oder durch eine Direkteingabe der Domain auf die Seite kommen. Auf der Seite sollen sich Besucher für einen Newsletter registrieren.
Sobald das geschehen ist, wird der Besucher auf eine weitere Bestätigungsseite geleitet.
In diesem Fall möchten wir eine geringe Absprungrate auf der Landingpage. Ein Bounce würde dann nämlich bedeuten, dass der Besucher sich nicht für die Newsletter angemeldet hat. In diesen Beispiel hätte man auch die Conversion Rate (Registrierung für den Newsletter) messen können, um den Erfolg der Seite zu bestimmen. - Bei unserem zweiten Beispiel handelt es sich um eine Erklärungsseite, auf der ein ganz spezifischer Begriff des Online-Marketings besprochen und tiefgründig erklärt wird. In diesem Fall kann eine hohe Absprungrate durchaus ein positives Signal sein, da die Anfrage des Besuchers vollumfänglich beantwortet wurde.
Eine hohe Bounce Rate kann hier auch ihre Ursache darin haben, dass der Text dem Benutzer keinen Erkenntnisgewinn gebracht hat und dieser deswegen gegangen ist.
Bei unserem ersten Beispiel ist es relativ klar, dass eine hohe Absprungrate dazu führen sollte, dass wir uns näher mit der Seite, der gewünschten Zielgruppe und den möglichen Conversion-Optimierungsmaßnahmen auseinandersetzen.
Im zweiten Beispiel würde uns eine hohe Bounce Rate nicht gleich in Panik verfallen lassen. Hier müssten wir uns weitere Merkmale anschauen, wie zum Beispiel die Time-on-Site oder Scrolltiefen, um zu entscheiden, ob die Seite unsere Ziele erfüllt.
Diese Ambivalenz bringt uns dann auch zum nächsten Punkt, den Nachteilen.
Welche Nachteile hat die Absprungrate?
Die Absprungrate ist leider kein Allheilmittel, das verdichtet und alleinig zeigen kann, ob eine Seite gut performt oder nicht. Auch ist eine hohe Bounce Rate kein Garant für eine schlechte Nutzererfahrung. Bei manchen Informationen und Unterseiten ist es ganz natürlich, dass Besucher dort eine Webseite verlassen, falls sie dort genau die Information gefunden haben, die sich suchen.
Es kommt leider immer wieder vor, dass hohen Absprungraten pauschal der Krieg angesagt wird. Dies kann dann zu einer unnötigen Ressourcenaufwendung führen.
Ein weiteres Problem kann dadurch auftreten, dass verschiedene Anbieter von Analytics-Anwendungen Absprungraten auf unterschiedliche Weise berechnen und die Werte daher nicht immer das bedeuten, was man denkt.
Unterschied Absprungrate und Ausstiegsrate?
Als Ausstiegsrate berechnet Google Analytics den Prozentsatz der Seitenaufrufe, bei dem die jeweilige Sitzung auf dieser Seite beendet wurde.
Wenn wir also die folgenden, vereinfachten Sitzungen betrachten,
- Seite A > Seite B > Seite C > Ausstieg
- Seite B > Seite A > Ausstieg
- Seite A > Ausstieg
bekommen wir diese Ausstiegsraten:
Seite A: 66 % – Seite A wurde 3 Mal aufgerufen und 2 Mal war es die letzte Seite.
Seite B: 0 % – die Seite wurde 2 Mal aufgerufen und war nie der Ausstiegspunkt.
Seite C: 100 % – Seite C wurde 1 Mal aufgerufen und war dabei auch der Ausstiegspunkt.
Fazit
Die Absprungrate kann einem Webmaster interessante Einblicke darüber geben, ob Besucher eine Unterseite so nutzen wie der Webmaster sich dies vorgestellt hat. Dazu sollte der Wert jedoch nie alleine betrachtet werden. Betrachte die Bounce Rate bitte immer in Abhängigkeit von anderen Metriken sowie der Frage, was ein Besucher auf der jeweiligen Seite überhaupt erfahren und unternehmen soll.
Zudem ist es wichtig zu wissen, wie die eingesetzte Analytics-Software die Absprungrate berechnet. Dazu gehört auch die Prüfung, ob die Analytics-Code-Schnipsel korrekt auf der Seite eingebunden sind und auch das Überwachen, was sie sollen.