Veränderung der Google Suche durch Entitäten

Früher war die Suche schön einfach: gib ein Suchwort ein und eine Suchmaschine schaut welche Dokumente dieses Suchwort beinhalten.

Dann kam Google und brachte diese Ergebnisse in eine qualitativ absteigende Reihenfolge, bei denen die besten Ergebnisse meistens ganz vorne standen und übernahm die Suche im Sturm.

18 Jahre nach Googles Siegeszug ist die Suchanfrage, das Keyword, noch immer ein wichtiger Bestandteil der Suche, jedoch nicht mehr der einzige.

Google verändert die Suche von Keywords hin zum Verständnis des Suchbegriffs und zeigt dann diese Treffer an – unabhängig vom konkret genutzten (Key-)Wort.

Der Grund für diese Vorgehensweise ist klar: Nutzer möchten Antworten auf Fragen. Sie möchten sich nicht Gedanken darüber machen müssen, wie die Anfrage gestellt werden muss.

Probleme mit reinen Keywordsuchen

Wenn ein Kölner seinem Google Assistant ein charmantes „Isch han Hunger. Wo jit et he ne öntlich Himmel un Ääd met Flönz?“ ins Mikro säuselt – oder per Tastatur bei Google im Browser anfragt – dann erwartet er als Antwort die Adresse des nächsten gutbürgerlichen Gasthauses und nicht ein „Entschuldigung, das habe ich leider nicht verstanden“, egal ob die Frage im Rheinland gestellt wird oder anderswo.

Um diese Frage korrekt zu beantworten, wird neben der Übersetzung Kölsch -> Hochdeutsch auch noch das Wissen darüber benötigt, was „Himmel un Ääd“ und auch „Flönz“ eigentlich sind. Im Rheinland werden dieses Suchworte noch in den Texten (Speisekarten) vertreten sein, in Bayern voraussichtlich nicht.

Wie kann eine Suchmaschine eine Suchanfrage sinnvoller verarbeiten?

Ein Ansatz, diese Frage aufzuschlüsseln wäre es zu erkennen, dass „Himmel un Ääd“ sowie auch „Flönz“ Dinge mit fester und eindeutiger Bedeutung sind. Wenn diese Dinge dann auch noch Informationen zu ihrem Verhältnis zu anderen Dingen haben, wird es möglich logische Schlüsse daraus zu ziehen.

Es hilft nunmal zu wissen, was etwas ist.

Was sind Entitäten?

Genau das wird mit Entitäten erreicht. Die Kurzfassung der Entität ist eine Person, ein Ort oder Objekt, für welches es eine eindeutige Bezeichnung gibt.

Google hat sich für diese Zuordnung 2010 eine der bis dato größten Datenbanken für die Zuordnung von Informationen zu Objekten, Freebase, gekauft und 2012 die erste Ergebnisse dieser Daten, in der Form des Knowlege Graph, in die Suche integriert.

Zudem hilft es Google, wenn Webseiten die eigenen Inhalte mit Strukturierten Daten anreichern und Google darüber die Möglichkeit geben, bekannte Entitäten zu erweitern und neue zu erstellen. Auf schema.org findet sich dazu eine umfangreiche Dokumentation, was alles ausgezeichnet werden kann.

Entitäten ermöglichen es Verbindungen zu verstehen und zu nutzen

Da unser Gericht von oben als Entität bekannt ist (bei Wikidata unter der wohlklingenden Bezeichnung Q151862) und diese Entität auch einen „also known as“ Eintrag mit der Information „Himmel un Ääd“ besitzt, ist es hier möglich, andere regionale Sprachvarianten herauszufinden, nach denen gesucht werden kann.

Sollte dies nicht möglich sein, gibt die Entität zudem die Informationen über die Zutaten, als „has part“, preis: Kartoffelpüre (Q322787), Apfelmus (Q12344306) und Blutwurst (Q154482).

Diese Informationen könnten wiederum genutzt werden um regionale Rezepte nach ihren Zutaten zu durchsuchen, um dann mögliche Alternativen, die nah an der eigentlichen Anfrage sind, als bestmögliche Antwort auszuliefern.

Weitere Beispiele für die Nutzung von Entitäten zum Verständnis der Suchanfrage

Entfernen wir uns von der Rheinischen Küche und begeben uns zur Medizin. Nehmen wir an ich frage Google: „Wie lange dauert es, bis ich merke ob ich mich mit einer Grippe angesteckt habe?“

In der alten, Keyword zentrierten Weltordnung könnten nur Dokumente in Googles engere Auswahl kommen, bei denen das Wort Grippe im Text vorkommt.

Wenn die beste Information jedoch auf einer Seite schlummert auf der „Grippe“ nicht ein einzges Mal steht, sondern durchgehend vom J06.9 die Rede ist, war Google bisher aufgeschmissen. Mithilfe der Entität wird es möglich auch dieses Dokument zu ranken.

Sind Entitäten der Tod der Suchmaschinenoptimierung?

Natürlich nicht. Unser Beispiel zeigt sehr schön, wie es Google möglich ist, Dokumente nach ähnlichen Entitäten zu durchsuchen, ohne das die eigentliche Suchanfrage in diesen Dokumenten vorkommen muss.

Damit können auch Dokumente in die nähere Auswahl aufgenommen werden, die von sehr hoher Qualität sind, jedoch bisher nicht ranken konnten, da das Keyword nicht explizit auf der Seite vorkommt.

Es wird in Zukunft voraussichtlich einfacher mit qualitativ hochwertigen, gut geschriebenen und von hoher Sachkenntnis zeugenden Seiten von Google bei einer weitaus höhere Anzahl an Suchanfragen in Betracht gezogen zu werden, als dies heute der Fall ist.

Für wen können Entitäten gefährlich werden?

Wenn meine einzige Strategie darin besteht, mir die anderen Inhalte der Top-10 oder -20 Ergebnisse bei Google als Vergleichs- und Ausgangspunkt meines eigenen Inhalts zu nehmen, kann ich in Zukunft Probleme bekommen.

Je schneller und einfacher Google verstehen kann worum es bei einer Suchanfrage geht, desto besser können hilfreiche Informationen für die Nutzer ausgeliefert werden.

Hier kommt es dann nicht mehr so sehr darauf an, ob ein Webmaster die genaue Suchanfrage im Text abdeckt, sondern ob der Text einen wirklichen Mehrwert für den Nutzer und dessen Frage hat.

In diesem Sinne: Guten Hunger!