Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Wie wichtig sind Links 2017? Google hat vor einigen Monat noch erzählt, dass Links zu den drei wichtigsten Rankingfaktoren zählen. Wie wichtig sind sie aktuell?
Jonas Weber
Google & SEO Berater, seo-kurs.de
Externe Backlinks sind nach wie vor noch sehr sehr wichtig. Es fängt damit an, dass Google ein gewisses Crawling-Budget anhand dessen berechnet wie viele externe Backlinks, sowohl von quantitative als auch von qualitative Seite, zu einer Website gehen. Sofern ist es sehr wichtig, zumindest fürs Crawling-Budget schon mal. Das ist ja der Einstieg, um überhaupt in die Suche hineinzukommen und sich ein Ranking zu erarbeiten.
Und fürs Ranking ist es dann natürlich auch wichtig, weil Google schon eine gewisse lokalität herauslesen kann. Das Problem war aber wahrscheinlich in der Vergangenheit, dass man Google zu einfach gamen konnte, dass Google zu arg von Links abhängig war und es Google erst so richtig mit dem Penguin Update geschafft hat, dies auf skalierbare Weise zu bekämpfen. Dass eben minderwertige Links entwertet oder vielleicht sogar negativ betrachtet werden. Damit hat Google so ein bisschen die Luft rausgenommen, aus der ganzen negativen Entwicklung.
Und jetzt kann Google es deutlich besser steuern und auch die anderen Rankingfaktoren – nicht alleine nur die Links, aber natürlich auch Content, User Signals, Onpage etc. – mit einbeziehen und das Ganze viel besser mischen.
Aber Links sind natürlich definitiv noch wichtig und nehmen wir mal an, in den anderen Bereichen wären alle Webseiten auf Augenhöhe, dann können natürlich Backlinks das Zünglein an der Waage sein, definitiv.
Marcus Tandler
Gründer & Geschäftsführer, OnPage.org
Ich glaube der wichtige Punkt ist einfach: Google ist ein link-basierter Algorithmus. Damit haben die angefangen, das war ihr uniques Ding was sie eigentlich auch groß gemacht hat.
Wo vormals Suchmaschinen nur den Text evaluiert haben und wo Du dann mit Keyworddichte und was weiß ich immer hantieren konntest, zB. weiße Schrift auf weißem Grund. Google waren ja wirklich die ersten gesagt haben: ”Okay, Links sind für das zentrale Element. Danach bemessen wir die Autorität einer Seite.” oder auch, wie gesagt, “wie viel Budget stelle ich der Domain zu Verfügung? Wie viel crawle ich jetzt auch entsprechend von der Seite?”.
Ich glaube, auf lange Sicht ist es natürlich schon so, dass Google unabhängig werden muss von außen beeinflussbaren Faktoren. Du sagst es ja ganz richtig, es hat absolut überhand genommen mittlerweile mit Linkkauf. Und wie Du gesagt hast, Google hat natürlich mit Penguin viele gute Maßnahmen getroffen um ungefähr das Equilibrium wieder herzustellen. Aber trotzdem müssen sie halt, auf lange Sicht, wirklich unabhängig von solchen Faktoren werden.
Am Ende des Tages ist es Ihnen ja auch sozusagen egal ob ein Link oder Links oder auch der Anchor-Text dann ein bestimmtes Keyword hat, das brauchen die ja heutzutage gar nicht mehr um wirklich zu evaluieren, wofür diese Seite jetzt entsprechend ranken sollte. Am Ende des Tages entscheidet dann immer noch der User, was das beste Resultat ist.
Von dem her kommst du mit Links immer nur auf die erste Seite, aber dann entscheidet der User, was ist das bestmögliche Ergebnis. Links sind absolut unerlässlich und man braucht Links immer noch, das wird auch noch ein bisschen so bleiben. Aber im Bezug auf das Ranking wird der Impact glaube ich immer immer weniger werden, weil hier einfach der User das viel bessere Signal ist.
Tobias Schwarz
Geschäftsführender Gesellschafter, Audisto GmbH
Ich glaube du hast das Thema, dass Google die Links gar nicht komplett loswerden kann. Es sind halt, nach wie vor, die Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Dokumenten und Links sind ganz gravierend wichtig, um halt auch neue Inhalte zu finden, die dann letztendlich dann in den Index erstmal aufgenommen werden. Bevor die Inhalte da nicht drin sind, geht es gar nicht um das Thema Ranking.
Und ich glaube aber, dass Google sich schon stark weiterentwickelt hat. In der ganz ursprüngliche PageRank Beschreibung waren alle Links gleich gewichtet und davon gehen sie natürlich weg. Also das sieht man ja jetzt mit Penguin, dass man versucht schlechte Links abzuwerten oder gar nicht zu werten.
Und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass sie es auch versuchen in der internen Seitenstruktur ganz stark so zu machen. Also das heißt zu unterscheiden, ist ein Link halt wichtig oder nicht. Die Grundidee dahinter war ja zu berechnen mit welcher Wahrscheinlichkeit Nutzer auf irgendwelchen Inhalten aufschlagen und das ist, glaube ich, aktueller denn je.
Nicolas Sacotte
Gründer & Berater, contentking.de
Ja ich glaube Rankingfaktoren 2017, da muss man die Links auf jeden Fall mit berücksichtigen, die bleiben nach wie vor wichtig. Aber wenn man so einen Ausblick gibt, ist es ist vielleicht auch ganz gut mal retrospektiv zu schauen: “Was war denn früher?” und früher konnte man einfach Links aufbauen, egal wo die herkamen. Man konnte von einer Hamsterfutterseite auf einen Kreditvergleichsportal verlinken und das hat halt funktioniert.
Das ist heute natürlich nicht mehr so, weil viele andere Signale einfach mitgemessen werden bei einem Link. Also nicht mehr nur reine Dinge wie Domainpopularität oder IP Popularität des Link-Gebenden, sondern halt tatsächlich auch alles was danach passiert. Was macht der Besucher, wenn er den Link geklickt hat? Und kommen überhaupt Besucher über einen Link.
Das sind glaube ich ganz ganz wichtige Dinge, die auch die Manipulationsmöglichkeiten natürlich wahnsinnig erschweren. Den Link an sich kann ich vielleicht einkaufen oder mir irgendwie besorgen aber alles was danach passiert, an User Signalen, ist natürlich schwer manipulierbar und funktioniert in der Regel nur wenn ich den richtigen Content einfach zu Verfügung stelle.
Markus Hövener
Head of SEO, Bloofusion
Und es geistert ja auch immer die Idee vom Linkless-Ranking durch die SEO Welt. Grundsätzlich stimmt das natürlich, Du kannst mit einer Website ohne ein Link ranken. Aber das ist dann halt in den absoluten Nischen, vielleicht. In der Breite schaffst Du es nicht. Also, wenn Du einen Onlineshop hast und Du hast irgendwie 20 Schuhshops gegen dich, dann wirst Du es einfach mit 0 oder mit wenig Links nicht schaffen.
Marcus Tandler
Gründer & Geschäftsführer, OnPage.org
Also einen Link musst du immer haben. Discoverability. Du brauchst immer Discoverability, irgendwo muss er dich ja finden. Und selbst mit Linkless-Ranking, kommen dann trotzdem Argumente wie, ”Oh, es war nur ein Tweet”, oder was auch immer. Ja, das ist dann auch ein Link!
Markus Hövener
Head of SEO, Bloofusion
Irgendein Signal ist immer da.
Tobias Schwarz
Geschäftsführender Gesellschafter, Audisto GmbH
Wobei, ich glaube auch das ist inzwischen überholt, weil Google diverse andere Mechanismen hat um halt neue Seiten zu finden. Zum Beispiel reicht es inzwischen aus, wenn du eine Google Werbeanzeigen in deine Seite einbaust. Adsense. Auch das löst natürlich crawling aus, weil sie halt versuchen dann den Inhalt dieser Seite zu verstehen.
Darüber hinaus hast du die Safe Browsing API, wo der Browser halt prüft, ob die Seiten sicher sind, die telefoniert nach Hause. Wenn du in Chrome eingeloggt bist, hast Du die komplette History. Also Google hat mehr als genug Möglichkeiten inzwischen auch Seiten auf anderen wegen, ohne Links, zu finden.
Nicolas Sacotte
Gründer & Berater, contentking.de
Kannst auch über die Search Console einfach die Seite einreichen. Geht auch.
Marcus Tandler
Gründer & Geschäftsführer, OnPage.org
Aber ich glaube der zentrale Punkt ist – ich glaube die allerwichtigste KPI beim Linkbuilding – wenn ich das für mich aktiv betreibe, wenn ich das aktiv betreiben will, ist Traffic. Es muss Traffic drüber kommen. Das ist das Ding, das ist die Main-KPI: wie viel Traffic kommt drüber.
Da gibt es ganz aktuell jetzt gerade ein Patent das jetzt gerade gegranted wurde; Bill Slawski hat’s dann gleich das Groundhog Update genannt, weil es quasi zeitgleich zu diesem Release auch ein kleines Update gab, wo alle Leute ein bisschen gedacht haben, “was ist jetzt passiert?”.
Und da sieht man auch sehr deutlich was Google hier versucht. Sie versuchen mehr die Qualität der Ressourcen, so heißt es auch in dem Patent, besser zu determinieren. Was ist die Qualität der jeweiligen Links? Und da ist die wichtigste Metrik der Long-Click. Der Long-Click ist ja generell für Google eine der wichtigsten Metriken geworden, weil es einfach das beste Signal für ein qualitativ hochwertiges Resultat ist. So wie du es auch gesagt hast, wenn jemand lange auf der Seite bleibt, dann ist das auf jeden Fall schon mal ein Qualitätsmerkmal – auf jeden Fall wenn man nicht direkt zurück springt.
Was Google hier sehr gut macht, was auch wirklich sehr Interessant ist, ist dass sie eine Vorhersage darüber treffen, auf Basis der Anzahl deiner Links, wie wieviel Traffic wahrscheinlich über diese Links rüberkommt. Und wenn das dann entsprechend nicht der Fall ist, dann kann ich diese Links wiederum entwerten, was dann natürlich wiederum sehr schön einzahlt in den Penguin. Da lernt man auch sehr schön welche Muster und welche bestimmten Quellen hier wahrscheinlich eben nicht so qualitativ hochwertig sind. Da geht gerade eine Menge und ich glaube Traffic sollte die Main-KPI hier für jeden Linkbuilder sein.
Nicolas Sacotte
Gründer & Berater, contentking.de
Ja, das ist ein interessanter Punkt. Dieser ganze Themenbereich Traffic auf einer Website. Auch wenn man mit Linkbuilding beginnt ist es glaube ich ganz ganz wichtig. Eine Webseite muss ja erstmal wahrgenommen werden von einer gewissen Masse und Menge an Menschen, damit sie überhaupt verlinkt werden kann. Irgendjemand muss die vorher gefunden haben und für gut befunden haben um sie digital zu empfehlen.
Und den Fehler machen glaube ich auch viele: neue Landingpages zu erstellen und dann direkt mit diversen Links zu versorgen, obwohl da vorher noch kein Grundrauschen an Traffic da war. Und das ist natürlich, mit Sicherheit, auch an einem gewissen Punkt vielleicht ein Qualitätsmerkmal oder vielleicht ein Trigger für Google zu sagen: “Nee glaube ich nicht dass da jetzt 5 Links entstanden sind, da waren nämlich erst zehn Besucher drauf”.
Jonas Weber
Google & SEO Berater, seo-kurs.de
Das ist genau der Punkt, nämlich dieses Problem: hier müssen wir differenzieren. Es gibt die einen Websites und auch die einen Keywords, da kommt sehr viel Traffic drüber. Da hat Google die Möglichkeit User Signals auszuwerten. Dann gibt’s aber ganz ganz vielen Nischen, gerade auch im lokalen Bereich, wo es gar nicht geht.
Das heißt da kommt gar nicht genügend Traffic rein, dass Google den User wirklich immer als Rankingfaktor mit einbeziehen kann und dann hörts bei Links auf, zumindest für einen gewissen Moment. Und da können die User Signals nicht einspielen und da werden die Links plötzlich wieder deutlich wichtiger. Und z.B. ein Hautarzt hier aus Bonn wird mit Sicherheit viele Links haben, die sehr wichtig für ihn sind, wie z.b. aus seinem Ärzteverband, die aber jetzt nicht zwingenderweise Traffic bringen und trotzdem wird es ihm für’s lokale Ranking helfen.
Wir müssen hier also differenzieren: der User ist wahnsinnig wichtig – und das hat Markus auch vorhin gesagt – Links helfen uns um oben reinzukommen. Und wenn genügend User Signals da sind, dann kann Google uns wieder abwerten wenn wir nicht performen. Solange aber nicht genügend User Signals da sind, werden die Links immer wichtig bleiben.
Ich erinnere mich noch an die Social Signals: hatten wir auch gesagt, “wahnsinnig wichtig für Google”. Die konnte Google gar nicht messen, weil die kein gescheites Social Network haben und hier ist es ähnlich mit den fehlenden User Signals.
Nicolas Sacotte
Gründer & Berater, contentking.de
Ich glaube abschließend kann man tatsächlich sagen: das Internet an sich besteht aus Webseiten. Aber das Internet basiert einfach auch auf Links. Wenn die Webseiten nicht untereinander verlinkt wären, dann würde es nicht so funktionieren wie es das tut. Und deswegen werden, meiner Meinung nach, Links einfach auch immer sehr wichtig bleiben.
Marcus Tandler
Gründer & Geschäftsführer, OnPage.org
Die Grundlage vom Internet. Schöner Schlusssatz!
Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Prima, vielen Dank!