Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Bei SEO denken wahrscheinlich die meisten Einsteiger erst einmal an die Verwendung von Keyword direkt auf der Seite, also auf URL Ebene. Was sind da die wichtigsten Faktoren? Und wo sollte das Keyword denn stehen?
Raphael Raue
Head of SEO & Analytics, Spiegel Online
Wichtig ist dabei, glaube ich, dass man sich überlegt in welchem Umfeld man ist. Also Keywords sind nicht in jeder Weise gleich wichtig. Ich komme ja aus dem News-Sektor und da ist das Keyword wahnsinnig wichtig. Und zwar sowohl in der URL, als auch im Titel, selbst in der Description und in der H1, da ist es im Grunde genommen das Merkmal. Das gilt nicht überall.
Das Keyword ist nicht mehr so wichtig, weil SERPs nicht mehr alleine über Keywords sondern über Suchintentionen ausgespielt werden. Und dementsprechend sollte man sich überlegen, “worauf möchte ich ranken?”. Das muss aber nicht ein Keyword sein, das kann auch Set an Keyword sein, das muss vor allem eine Suchintention, die ich da noch befriedige, sein. Und dementsprechend, das Wichtigste worauf man sich dann doch fokussieren sollte ist der Inhalt und vor allem der Mehrwert des Inhaltes.
Wenn ich den nicht habe, dann brauche ich im Grunde genommen auch kein SEO. Also wenn ich nicht daran glaube, dass mein Inhalt der beste Inhalt ist, den man finden könnte – für eine Intention die ich einen Nutzer zuspreche – dann brauche auch im Grunde genommen auch kein SEO machen.
Gleichwohl sind solche Dinge wie Title, Meta-Description, H1, erste Merkmale, erste Einordnung und wichtige Hinweise für den Crawler. Gerade bei großen Seiten muss ich eben auch auf Dokumentenebene dem Crawler sehr sehr sehr stark helfen. Und dafür sind es immer noch wichtige Kriterien, die man dabei auch nicht hinten rüberfallen lassen sollte. Spammen kann man aber damit kaum noch.
Das Alt-Tag ist sogar noch wichtiger, schlicht und ergreifend weil Google – und auch andere Suchmaschinen – immer noch so wenige Möglichkeiten haben Bilder einzuschätzen. Das wird sich wahrscheinlich auch ändern, aber da sollte man großen Wert darauf legen.
Astrid Kramer
Geschäftsführende Gesellschafterin, jacobi&jacobi GmbH, jaobi2.de
Ja, also ich denke auch, dass wir natürlich diesen Bereich, jetzt auch Semantische Optimierung, hat jeder schon von gehört, wird natürlich immer wichtiger. Ist wichtig. Aber generell im SEO ist ja wichtig, dass wir mit gesundem Menschenverstand arbeiten.
Das heißt, wie du jetzt gesagt hast, die Keywords sind nach wie vor wichtig im Title, in der H1, auch in der Description, zum Beispiel. Da habe ich einen ganz schönen Hinweis von Matt Cutts gefunden, der meinte: wenn das Keyword in der Description vorkommt, dann nimmt sich Google heraus, die Description zu nehmen, die man selbst formuliert hat.
Die Formulierung fand ich ganz nett, weil eigentlich geht man davon aus, wenn man sich eine schöne Description ausgedacht hat und die schön formuliert hat, dann nimmt Google die auf jeden Fall. Aber das tun sie ja nicht. Wenn ich jetzt das Keyword, auf das ich mich eigentlich fokussiere, in die Description packe, dann habe ich eine größere Wahrscheinlichkeit, dass Google wirklich diese Description übernimmt. Und ich kann dann natürlich die Click-Through-Rate und wie mein Brand rüberkommt und wie meine Seite in den SERPs wahrgenommen wird besser steuern.
Semantische Optimierung ist natürlich trotzdem wichtig. Das heißt, nicht so mit Scheuklappen losgehen und sagen: ”Ich hab jetzt ein Keyword und mache jetzt alles für dieses eine Keyword”, aber trotzdem Fokussierung behalten. Ich arbeite ja als Beraterin auch oft mit Publishern zusammen, und da ist es wichtig, dass der Redaktion klar ist: was ist eigentlich ihr Fokus-Keyword? Worum geht es eigentlich wirklich in dem Artikel? Und das kann man nicht oft genug sagen. Wenn der Redakteur fokussiert ist, dann denke ich wird der Bot auch ordentlich gesteuert.
Jonas Weber
Google & SEO Berater, seo-kurs.de
Ja, zunächst mal ist jede URL, jede Landingpage eine Chance für ein neues Keyword gefunden zu werden. Natürlich muss es in einem Themennahen Spektrum liegen, worum sich unsere Website handelt. Aber grundsätzlich können wir natürlich für jede Seite ein neues Keyword definieren, für das wir uns auch positionieren wollen.
Und da ist es natürlich ganz wichtig dann auch Google, im ersten Moment, relevanz hinüber zu tragen und an den wichtigen Punkten, wie z.B Title, Meta-Description und natürlich mehrfach im Text mit einer gewissen Semantik, die einzelnen Keywords auch spielen zu lassen. Vor allem auch das Keyword, für das wir uns positionieren wollen.
Und ein sehr guter Punkt ist hier nämlich gerade auch der über die Click-Through-Rate aus den SERPs, dass auch natürlich das Keyword deswegen da sein sollte. Gerade in den Meta-Descriptions, weil Google die Meta-Description mir der wir die Click-Through-Rate erhöhen wollen, die wir uns mühsam erarbeitet haben, eben sonst auch nicht anzeigt. Und das ist oft das Problem.
Im Gegenteil, ich sehe sogar aktuell oft das Problem, dass an irgendeiner Stelle im Text das Keyword zwei Mal vorkommt und in der Meta-Description kommt es nur ein Mal vor. Und dass Google sich teilweise für die Textstelle entscheidet, und nicht für das Snippet. Das heißt wir müssen sehr genau darauf achten, dass die Meta-Description hoch relevant für das Keyword ist und dass wir auch schauen, dass wir dann dementsprechend wirklich unsere Ziele erreichen und diese nicht nur in der Theorie umgesetzt haben.
Auch die H-Strukturen sind definitiv sehr wichtig um Google, im ersten Moment, direkt zeigen zu können: worum geht es im Dokument überhaupt?
Sebastian Erlhofer
Gründer & Geschäftsführer, mindshape GmbH
Das was du sagst ist eigentlich ein schönes Beispiel. Google versucht ja auf das Problem das der Nutzer hat und das er irgendwie als Keyword Anfrage bei Google formuliert, irgendwie die bestmögliche Antwort zu geben. Sowohl auf den Suchergebnisseiten, als auch da natürlich die entsprechenden Dokumenten zu zeigen.
Vor 5-6 Jahren hat man das so gemacht, man hat irgendwelche Keyword Recherchen gemacht, dann geguckt, wieviel Suchvolumen hat das? Und ist dann hin gegangen und hat gesagt: ”Ok, dann müssen wir das jetzt hier irgendwie durchoptimieren, Keyword-irgendwie-Dichte: 3,5; mindestens in der H1; möglichst weit vorne im Title”.
Also diese ganzen einfachen Regeln, die auch draußen bei den nicht-ganz Profis leicht ankommen, weil sie halt auch in Din-A4-Form unterzubringen sind. Aber so einfach ist es ja mittlerweile gar nicht mehr. Also diese ganze Semantik die ihr gesagt hat, oder auch dieses auswählen von Descriptions, was passe ich an?
Was ich vermisse und worauf man eigentlich in der Optimierung achten sollte ist, dass man sagt: “Ok, was für ein Problem hat denn eigentlich jemand, der nach diesen Keywords sucht und wie kann ich das entsprechend auf dieser Ziel-Landingseite bedienen?”.
Und dann kommt ganz automatisch, dass man bestimmte Keywords, bestimmte WDF*IDF-Begriffe, bestimmte Kookkurrenzen, bestimmte Vektorräume – wie auch immer, diese ganze Wissenschaft die dahinter steckt – zumindest in diesem Segment quasi halbwegs automatisch gut bedient. Und das ist, glaube ich, der Trick, bei dem man schon 80-90% der Optimierung gut hinbekommt.
Marcus Tandler
Gründer / Geschäftsführer, OnPage.org
Definitiv, ich glaube das ist das Allerwichtigste. Es ist der Anspruch. Ich meine Raphael hat das genau richtig gesagt. Du musst dir ja wirklich überlegen. Was sucht der? Und kann ich hier auch wirklich das bestmögliche Ergebnis liefern?
Und das muss mein eigener Anspruch sein, um wirklich, wenn jemand xy sucht – wie erhalte Brot länger frisch, oder was weiß ich? – dass ich auch wirklich den aller besten Artikel zu diesem Thema habe. Mit einem Video dazu, einer Dokumentation mit Bildern, was weiß ich auch immer. Wo ich auch wirklich sage, “Mein Anspruch ist auch wirklich den bestmöglichen Content zu liefern!”.
Und ich glaube gerade bei solchen Faktoren sind die halt sehr oft weich, bzw. nachgelagert, also sprich, es ist kein direkter Rankingfaktor. Ich kann eine Seite nicht mehr nur ranken weil ich jetzt mein Keyword halt überall erwähne. Sondern es ist, in dem Fall, ein weicher bzw. nachgelagerter Faktor. Weil es einfach der Fakt ist, wenn ich ein bestimmtes Keyword suche dann wird es ja auch Fett gedruckt: im Title, in der Description, in der URL. Und das ist ja ganz simpel für den User. Du hast einfach eine höhere Wahrscheinlichkeit, wenn es hier noch Fett gedruckt ist, dass der User einfach auch darauf klickt.
Und dass die Leute auch klicken wird natürlich meinem Ranking auch dementsprechend helfen. Klar, das muss auch ein Longclick sein. Die Besucher müssen also länger auf dem Ergebnis bleiben. Aber gerade die Click-Through-Rate wird dadurch positiv beeinflusst, dass das Keyword fettgedruckt ist. Und dem muss ich auch Rechnung tragen. Und Du sagst es auch richtig, habe ich das dann irgendwie nicht drin, dann wird das Keyword auch in meiner Description nicht angezeigt.
Das sieht man ja auch, wie Google so dahinter ist, dann selber das Keyword einzufügen oder, der Klassiker ist ja auch die Startseite die dann “Home” heißt. Boah, du erwähnst ja nicht einmal was der Main-Theme deiner Seite ist sondern du schreibst einfach nur “Home” drauf, oder “Startseite”, dein Brand und Home.
Und da geht Google dann her und schreibt einen eigenen Title und eine eigene Description. Weil die wissen, eigentlich bist du ein gutes Ergebnis. Du schreibst halt schlechte Titles und Descriptions. Die schreiben die jetzt für dich, um dann auch wieder zu validieren, wie groß ist denn die Klickrate? Kriegt die Seite eine bessere Klickrate? schafft dieses Ergebnis einen besseren Longclick? Und dann optimiert Google das quasi schon für dich.
Da sieht man schon wie groß die Relevanz auch Google-intern ist, dass hier die richtigen Ergebnisse auch ranken. Auch wenn die Domain selbst “schlechtes SEO”, in Anführungsstrichen, macht.
Jonas Weber
Google & SEO Berater, seo-kurs.de
Das eine ist Relevanz, das andere ist auch Uniqueness. Also wie viele ich sehe, die sehen, ”Wow, der Marktführer an der Macht ist so, wir kopieren es genauso”. Und es ist ein riesen Problem, weil Google versucht zwar relevante Ergebnisse zu präsentieren, aber auch unterschiedliche Ergebnisse. Und wenn jedes Mal zehnmal der gleiche Title da steht, oder zehnmal die gleiche Meta-Description, nach dem gleichen Muster, dann muss Google auch gucken, dass sie aus anderen Textabschnitten irgendwo Inhalte herziehen, um das Resultat auch unterschiedlich zu gestalten.
Marcus Tandler
Gründer / Geschäftsführer, OnPage.org
QDD – Query deserves diversity.
Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Wichtig ist die Herangehensweise, dass man es nicht einfacher beim Wettbewerber kopiert, oder dass man es so rein technisch reinquetscht. Wo der Ansatz ist, “ich muss das jetzt hier unterbringen”. Sondern, wie ihr schon sagt, wenn man sich auf dem Nutzer konzentriert. Sich überlegt, was will er denn eigentlich? Und wirklich ein nutzerfreundliches Dokument macht.
Dann nehme ich es ja automatisch in der Überschrift, in den Title usw. rein, weil ich dem Nutzer es präsentieren will, dass ich dafür die Antwort bin. Und da muss man sich glaube ich auch relativ wenig gedanken über irgendwelche Formeln oder Häufigkeit machen. Dann wird es, glaube ich, automatisch gut.
Astrid Kramer
Geschäftsführende Gesellschafterin, jacobi&jacobi GmbH, jaobi2.de
Ich glaube wichtig ist, dass man sich beim SEO eben auch immer bewusst macht, dass ja alles Zahnräder sind die ineinander greifen. Wir sprechen ja gerne über Rankingfaktoren. Und jetzt könnte man sagen, “So die exakte Keywordverwendung an der Stelle ist nicht mehr so wichtig”. Okay. Aber ein Keywordfokus auf ein Dokument bedeutet ja z.B. auch, ich habe ein Fokus für meine interne Verlinkung. Also das ist ja das nächste Rädchen, dass dann Anspringt.
Wenn ich nicht mehr weiß, “was ist mein Masterkeyword für diesen einen Artikel?”, wie verlinke ich ihn dann intern? Was ich ja stringent machen sollte. Deswegen: viele dieser Basics sind eben immer noch Handwerk und sollten auch genau so befolgt werden. Ohne dass man den Kopf ausschaltet, sondern dass man den Nutzer im Auge behält.
Raphael Raue
Head of SEO & Analytics, Spiegel Online
Und eben auch nicht nur auf Zahlen schaut. Also CTR ist wahnsinnig wichtig, aber eben eigentlich nur ein Faktor dafür, dass ich nicht vergessen darf, das ist der erste Kontakt mit meiner Marke. Also es kann sein, dass sie bei Google mich zu ersten Mal sehen und da will ich nicht einen Quatsch in meiner H1 oder im Title stehen haben. Ich will keine Quatschdescription. Sondern das ist das erste Mal, dass jemand mit mir Kontakt hat, das ist im Grunde genommen das Schaufenster.
Und viele Faktoren gehen ja dann auch indirekt, wie du das beschrieben hast, nicht nur auf alle anderen Faktoren, sondern irgendwie auf dieses was wir Trust oder Branding oder was auch immer nennen. Und da muss ich hin. Ich muss ja irgendwann für mein Bereich der Beste sein. Und nicht nur einmal den besten Inhalt haben, sondern, ich muss irgendwie ein Problem lösen. Weil sonst habe ich keine Daseinsberechtigung. Und das muss im Kleinen zeigen. Ich kann das nicht vollumfänglich bei jedem Content zeigen, bei jedem Dokument, bei jedem Piece das ich irgendwo rausjage.
Aber ich muss mir immer überlegen, es könnte der erste Kontakt sein. Und dementsprechend sollte man sich dann eben auch nicht nur aus SEO-Gründen, sondern aus Marketing- aus Branding-, aus Gründen warum ich überhaupt eine Internetseite mache, genau darum kümmern, Weil Google ist ein wichtiger erster Kontakt, vielleicht auch der wichtigste.
Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Prima, vielen Dank!