Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Bei der Onpage-Optimierung kommt es nicht nur auf die Verwendung von Keywords an den richtigen Stellen an. Sondern auch auf andere Faktoren. Was sind unabhängig von Keywords für euch wichtige Faktoren auf Seitenebene?
Raphael Raue
Head of SEO & Analytics, Spiegel Online
Ich glaube bei den unabhängigen Faktoren, die sind im Grunde genommen sehr sehr viele die aufzuzählen. Es gibt natürlich die wichtigsten, wie UX-Design, Text-Länge, Ladezeit, aber auch den Mehrwert, den ich mit einer Seite schaffe. Man sollte man vor allem weggehen von SEO und tatsächlich sagen, “wie kann ich meine Seite so bauen, dass sie den Nutzer den ich erreichen will auch zufriedenstellt?”.
Also an der Stelle ist es eigentlich: bevor ich anfange mit SEO, muss ich mir erstmal Gedanken darüber machen, wie will ich meine Webseite bauen und was will ich damit tun? Die Suchintention an der Stelle ist nur indirekt beeinflusst, wenn ich eben das Ergebnis nicht liefer, dann hab ich auch langfristig keine Chance. Es gibt immer noch wahnsinnig viele Nischen, wo das noch wirklich gut funktioniert. Das muss man auch dazu sagen: man kann auch mit Schrottseiten immer noch gut ranken.
Wenn ich aber langfristig ein Projekt aufbauen will. Wenn ich mir für meine Webseite nicht nur überlege, “wie kriege ich schnell Traffic oder Conversions hin?”. Und in nem halben Jahr mach ich eine neue Seite auf. Da muss ich erstmal, an der Stelle, dafür sorgen, dass meine Webseite gut benutzbar ist. Und gut benutzbar kann überall was unterschiedliches heißen. Es gibt auch Webseiten, wo ich gar nicht will dass der Nutzer wahnsinnig lange auf der Seite ist.
Es gibt auch Seiten, die müssen länger laden, weil ich viel Content anbieten muss. Und vielleicht kann ich mir Gedanken darüber machen, wie kann ich das noch besser verteilen etc.. aber nicht alle Webseiten sind ja nur Textbasiert. Ich muss mir auf jeden Fall überlegen, wie will ich mein Nutzer zufriedenstellen? Und wenn ich an den Faktor denke, dann habe ich, glaube ich, an der Stelle auch an fast alle SEO-Faktoren gedacht.
An der Stelle zu spielen, mit dem was der Nutzer will, halte ich nicht für Sinnvoll. Das heißt ich würde das aus SEO rausnehmen und in die Grundintention meiner Webseite ins gesamte Marketing, IT, Develop-Team setzen. Da müssen alle ein Fokus darauf setzen. Das ist nicht reines SEO.
Anke Probst
Senior SEO Managerin, XING AG
Wir sind hier schon wieder an dem Punkt, der User kommt auf meine Seite. Das heißt, er muss die irgendwie gefunden haben. Es gibt also schon irgendwelche Rankings. Wie halte ich diese Rankings? Wie produziere ich gute User-Signale?
Und da spielt natürlich so viel rein, wie du schon gesagt hast, es fängt beim Design an. Wenn mein Design immer noch aussieht wie von 1980, ist das vielleicht für den User nicht so toll. Ich muss die User-Intention abfangen mit dem Design, dass er sich wohlfühlt, aber auch mit Features. Dass der Besucher im Shop Filtermöglichkeiten hat, dass er mit der Seite interagieren kann. Das sind für mich wahnsinnig wichtige Elemente.
Content sollte auf jeden Fall unique sein. Das ist, glaube ich, auch selbstverständlich, dass man da Wert darauf legt. Vor allen Dingen lege ich auch Wert auf gute crawlbarkeit. Also Faktoren wie PageSpeed sind für mich total wichtig, aber auch Freshness. Weil dort wo Inhalte regelmäßig aktualisiert werden, wo neuer Content dazukommt, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass Google das öfteren crawlt.
Letztendlich will ich genau das erreichen, dass neuer Content erreicht wird und ich nicht immer alte Inhalte im Index hab. Also, den User halten, ich will auch dass er auch konvertiert. Mal ganz davon abgesehen, ich hab auch immer irgendwie ein Conversion-Ziel. Und da spielen so viele Faktoren rein, die man eben beachten muss.
Dominik Schwarz
VP Marketing & Communications, HomeToGo
Du hast ganz viele Punkte genannt, die glaube ich unstrittig wichtig sind. Sehr viele holistische Punkte, die nicht nur für SEO notwendig sind. Ich glaube es gibt einen technischen Aspekt, den fast nur SEOs machen oder fast nur für SEO interessant ist: Canonicals.
Canonical auf sich selbst zu setzen bzw. festzulegen, was ist denn die URL die ranken soll? Halte ich für unglaublich wichtig. Sollte in jedem Projekt standard sein, dass die Seite selbst von sich weiß: was ist die URL? Um auszuschließen, dass eben parametrisierte URLs in den Index gelangen, dass sich unendlich viele URLs möglicherweise am Ende gegenseitig kannibalisieren.
Johannes Beus
Gründer & Geschäftsführer, SISTRIX
Ich glaube dass es relativ viele von diesen Hype-Themen, die wir aktuell so haben, eigentlich in diesen Bereich fallen. Ob wir über AMP reden, ob wir über PageSpeed reden, ob wir Strukturierte Daten haben usw.. Es sind alles Themen, die da irgendwie rein fallen.
Von daher glaube ich es schon, dass es für Google gerade ein relativ wichtiges Thema ist. Ich habe auch das Gefühl, dass Google halt immer besser darin wird, einzelne URLs zu bewerten. Früher ist Google eher hingegangen und hat gesagt, “wir gucken uns eine ganze Domain an” und “wir gucken uns eine ganze Subdomain an”. Und die ganzen Penalties die es früher irgendwie gab, die waren ja meisten domainbasiert.
Entweder war die ganze Domain weg, oder die ganze Subdomain war weg. Und ich glaube Google wird halt immer besser darin, einzelne URLs zu bewerten. Deswegen müssen wir als SEOs besser darin werden, einzelne URLs auszugestalten. Wir können nicht mehr darauf hoffen, dass quasi der gesamte Domainscore irgendwie passt, sondern müssen gucken, dass wir mit jeder einzelnen URL besser sind als das Umfeld. Deswegen glaube ich, dass diese URL-zentrierte Sichtweise in der Zukunft wichtiger wird.
Astrid Kramer
Geschäftsführende Gesellschafterin, jacobi&jacobi GmbH, jaobi2.de
Das ist doch so, dass man sagt, man sollte sich wirklich klar machen bei seinem Projekt, dass jede einzelne Seite, im besten Fall, eine Funktion hat. Und den Nutzer irgendwo im Conversion-Funnel abfängt. Und dann ist meine Frage, “Ok, ich habe ihn abgefangen, kann ich sein Bedürfnis befriedigen?” und “wo möchte ich ihn jetzt, im nächsten Schritt, hinleiten?”.
Ich finde, es wurde super viele Punkte jetzt eben genannt und es gibt vielleicht für unsere Zuschauer ein Tipp: es gibt von Steven Bradley so eine Bedarfspyramide für Web-Design. Das ist so wie die Maslowsche Bedürfnispyramide aber eben nur für Web-Design. Und der sagt, wir haben Punkte die wir beachten müssen: das Wichtigste, also die Basis, ist die Funktionalität. Das Ding muss funktionieren. Das muss für den Nutzer funktionieren, er muss sich dadurch klicken können, es muss schnell genug laden. Der Bot muss damit klarkommen, der muss das gut crawlen können.
Das Zweitwichtigste ist die Zuverlässigkeit. Das heißt, als Nutzer, wenn ich da drauf komme will ich nicht irgendwie bei jedem 10. Aufruf Serverfehler haben. Sondern ich will wissen, “Ok es ist eine zuverlässige Seite”. 3. Punkt: Usability. Ich muss als Nutzer richtig gut mit der Seite klarkommen.
Dazu auch als Tipp: Usability-Tests, Rapid-User-Tests – wo man irgendwie Leute hat, die live die eigene Seite durchgehen und dabei laut sprechen – oder so kosten wirklich überhaupt nicht viel und sind wahnsinnig aufschlussreich und mega toll. Und Befragungen, wenn die Leute die Seite genutzt haben. Um z.B. das Sprachlevel meiner Zielgruppe zu analysieren.
Die Spitze ist dann, dass man sagt, “meine Seite bietet Mehrwert”. Also der Nutzer ist total happy wenn er die Seite benutzt. Und die Spitze, und das ist ganz oft was bei vielen Web-Designer irgendwie ganz unten als Basis kommt, ist die Kreativität. Das ist also der WOW-Effekt, das “ich auf die Seite komme und mache so…Bam! ist die Geil!”
Aber vorher muss alles andere stimmen. Die Funktionalität, die Zuverlässigkeit, die Usability. Ich glaube, um sich klar zu machen “Wo fange ich an?” und auch um mein SEO zu priorisieren, ist meine Technik ein ganz schöner Anhaltspunkt.
Raphael Raue
Head of SEO & Analytics, Spiegel Online
Man muss vor allem eben jederzeit selbst diese Frage beantwortet müssen. Also als SEO zu sagen: wir brauchen mehr Metadaten. Wenn wir uns Schema.org anschauen, die Domain selbst, es gibt unendlich viele Metadaten die ich auszeichnen könnte. Es muss mir selbst helfen, meinen Inhalt, meine URLs, meine Dokumente besser einzuschätzen. Ansonsten wird es auch Google an der Stelle nicht helfen.
Und all diese Werkzeuge müssen sowohl mir, als auch dem Nutzer helfen. Weil ich muss dem Nutzer helfen und indirekt muss ich dabei noch der Suchmaschine helfen, meinen Content gut zu verstehen und gut crawlen zu können.
Und vor allem davon nicht 20 Versionen zu haben, wie das viele hübsche neue dynamische CMSe machen. Aber wenn es mir nicht hilft, dann hilft es auch niemand anderem.
Hanns Kronenberg
Head of Marketing, SISTRIX
Prima, vielen Dank!