Bei der Website-Navigation kommen viele relevante SEO-Themen zusammen: Keyword-Recherche, interne Verlinkung & User Experience. Was es dabei zu beachten gibt und welche Fehler unbedingt vermieden werden sollten, zeigt SEO-Expertin Vanessa Wurster im Videointerview. Außerdem: Eine Step-by-Step-Anleitung, wie du deine Navigation erstellen und optimieren kannst.
Vanessa Wurster ist bereits seit über 10 Jahren im Online Marketing, insbesondere im SEO-Bereich unterwegs.
Nach Stationen bei Otto und AKKU SYS hat sich Vanessa Wurster vor zwei Jahren gemeinsam mit einer Kollegin mit der Firma SEOCATION selbstständig gemacht und erarbeitet Content & SEO-Strategien für Kund:innen.
Vanessa ist außerdem Dozentin für SEO an verschiedenen Hochschulen und Speakerin auf allen wichtigen Konferenzen.
Wer lieber Text liest, findet das Interview hier noch einmal zusammengefasst:
Wann ist die Navigation einer Webseite „schlecht“?
Eine schlechte Webseitennavigation zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass sie keinen Mehrwert bietet. Finden sich Nutzende nicht von A nach B zurecht, verfehlt die Navigation offensichtlich ihren Zweck – Optimierung zu bieten.
Fokus einer Navigation sollten immer die Nutzer:innen sein, auch wenn Themen wie SEO natürlich auch eine Rolle spielen.
Welchen Einfluss hat die Navigation in der Suchmaschinenoptimierung?
Die Themen User Experience, Usability & Page Experience hängen ganz eng mit dem Thema SEO zusammen und fließen als Faktoren in unsere Rankings bei Google ein.
Darüber hinaus haben wir aber ja ein übergeordnetes Ziel mit unserer Webseite: Auch wenn Nutzende über Google auf unsere Seite gelangt sind und wir darüber Traffic gewonnen haben, sollen sie sich mit der Navigation auf unserer Seite zurecht finden und möglichst noch länger auf der Seite bleiben.
Keyword-Abdeckung, Arten der Landing Pages, Crawlability, all diese Themen hängen mit SEO zusammen. Genauso auch die interne Verlinkung, eine typische Aufgabe als SEO, und nichts anderes ist die Navigation einer Seite.
Da ist also eine sehr große Überschneidung in den Themenbereichen und sollte daher gemeinsam gedacht werden.
Wie argumentiere ich gegenüber Kund:innen oder dem Management eine Navigationsoptimierung?
Starte ich als SEO mit der Navigationsoptimierung, sollte ich immer mit einer Analyse starten – welche offenen Potentiale gibt es? Was ist das Ziel der Optimierung?
Möchte ich zum Beispiel weitere Keywords abdecken, neue Landing Pages hierarchisch passend integrieren oder wird die Navigation nicht optimal für die internen Verlinkungen genutzt? Oder finden sich Nutzende überhaupt nicht zurecht?
Je nach Grund für eine Optimierung sollte ich dann meine Argumentationsstrategie aufbauen.
Nehmen wir das Beispiel, weitere Landing Pages in die Navigation zu integrieren: Hierbei sollte ich mit den Möglichkeiten, die eine Integration bieten kann, argumentieren. Dass die Seiten bereits vorhanden sind, Mehrwert bieten und somit Traffic- und Conversion-Potentiale haben.
Natürlich ist es im SEO-Bereich immer schwierig, diese Faktoren genau hochzurechnen, dennoch sollte man sich auf das eigentliche Problem und die resultierenden Potentiale fokussieren und diese klar begründen.
Wie wird der Erfolg einer Navigationsoptimierung gemessen?
Die erste und wichtigste Frage, die sich dabei stellt ist, wie „Erfolg“ im jeweiligen Fall überhaupt definiert wird. Wann ist eine Navigationsumstellung für mich erfolgreich?
Welche KPIs betrachte ich? Was sind meine primären und meine sekundären KPIs? Das muss jedes Team erst einmal für sich selbst beantworten und darauf beruht am Ende die Beantwortung der „Erfolgsfrage“.
Je nach Ausrichtung kann ein Erfolg ja schon heißen, dass ein Wert „nicht schlechter“ geworden ist, so seltsam es erst einmal klingt.
Ist mein Ziel einer Optimierung, neue Keywords abzudecken, würde die Erfolgsmessung hingegen darauf hinauslaufen, zu überprüfen inwiefern neue, integrierte Landing Pages neuen Traffic und neue Conversions auf die Seite bringen.
Die Durchführung von A/B-Tests ist darüber hinaus in vielen Fällen eine gute Möglichkeit, den alten Stand einer Navigation mit einer optimierten Version zu testen.
In welchen Schritten optimiert man eine Navigation?
Ich als SEO starte natürlich immer gern mit einer Keyword-Recherche. Mit dem Ziel, herauszufinden, was Ziele, Mehrwert und Stärken der Webseite sind und wo die Potentiale liegen.
Mit dieser Sammlung an bunt gemischten Keywords gehe ich in die Strukturierung und baue eine sinnvolle Hierarchie auf. Was sollte untereinander- und was nebeneinander angeordnet werden?
Das Ganze darf wiederum nicht zu viel werden, sondern muss für Nutzende immer noch „logisch“ erscheinen. Und genau hierfür ist das Testing so wichtig.
Für die Erstellenden einer neuen Navigation erscheinen Sortierungen und Hierarchien natürlich immer erst einmal logisch. Ob es Nutzenden aber genauso geht, lässt sich nur mit Tests herausfinden.
Bei dem Thema „Navigation“ sollten darüber hinaus immer alle verschiedenen Navigationselemente mitgedacht werden. Übersichtlichkeit spielt eine große Rolle – nicht jedes Element muss aber in die Hauptnavigation. Auch Landing Pages, Filter- und Footer-Navigation sind in der Nutzerführung relevant.
Welche Anforderungen werden dabei an die SEOs gestellt?
SEOs müssen nicht UX-Experten oder Designer werden, um gute Navigationen zu erstellen. Sie müssen aber wissen, dass Faktoren aus diesen Bereichen Einfluss haben.
Gibt es – gerade in größeren Unternehmen und Agenturen – Abteilungen für diese Bereiche, sollte man das Know-How natürlich auf jeden Fall bündeln.
Aber SEO ist schon lange nicht mehr „reines SEO“, wo es nur um die Keyword-Abdeckung geht. Wir sind es schon gewohnt, nach rechts und links zu schauen und ganzheitlicher zu denken.
Genau so sollte es bei der Navigationsoptimierung auch gemacht werden.
Welche Fehler kennst du aus der Praxis, die besser vermieden werden sollten?
Der größte Fehler, den ich anfangs gemacht habe, war, mit der reinen „SEO-Brille“ und mit dem Fokus der Keyword-Abdeckung auf das Projekt der Navigationsoptimierung zu schauen und die Nutzerfreundlichkeit dabei total außer Acht zu lassen.
Wie schon beschrieben ist es aber wichtig, nach rechts und links in verschiedenen Disziplinen zu denken. Wenn man die Möglichkeit hat – und wenn es nur Freunde und Bekannte sind – sollte man immer noch einmal andere die gedachte Struktur testen lassen. Im Idealfall natürlich mit Nutzer- und A/B-Tests.
Wichtig ist aber auch zu bedenken, ob die Navigation auch wirklich für alle nutzbar ist – egal ob auf dem Desktop oder mobil und auch das Thema Barrierefreiheit steckt da natürlich drin.
Das beginnt beim Kontrast zwischen Linkfarbe und Hintergrund bis hin zu der Frage, ob die Navigation von Screenreadern ausgelesen und bedient werden kann. Faktoren, die man unter Umständen gar nicht direkt bedenkt.