Bei produktgetriebenem SEO steht der Nutzer im Mittelpunkt und soll mit Datenbank-Inhalten vom Produkt überzeugt werden. Deswegen wird der SEO-Erfolg auch nicht anhand der Ranking-Position oder Domainautorität gemessen. Mehr dazu im Interview mit Julian Redlich.
- Was ist Product-Driven SEO?
- Warum kann ein herkömmliches CMS die Anforderungen für Product-Driven SEO nicht erfüllen?
- Kann dies zu Thin Content führen? Ist dies ein Risiko?
- Ist Product-Driven Content ein neues Konzept?
- Kann KI dabei helfen, akzeptable Inhalte aus Datenbanktabellen zu erstellen?
- Wo liegen die Grenzen des Product-Driven SEO?
- Wie beginnt man mit der Planung und Umsetzung von Product-Driven SEO?
- Wie kann man den Erfolg von Product-Driven SEO messen?
Im Interview erklärt der SEO-Experte Julian Redlich, worum es bei produktgetriebenem SEO geht, was man beachten muss und wie man den Erfolg dahinter messen kann. Wer keine Lust auf ein Video hat, findet unten auch noch einmal alles als Text.
Vor seiner Position als Vice President bei der Private Equity Gesellschaft Permira war Julian Redlich 6 Jahre bei Booking.com in Amsterdam und dort zuletzt Head of SEO. Zuvor war er bei verschiedenen Berliner Start-ups im SEO tätig, unter anderem bei der Wimdu GmbH von Rocket Internet.
Was ist Product-Driven SEO?
Bei Product-Driven SEO, also produktgetriebenem SEO, geht es darum, die organische Sichtbarkeit zu steigern, indem der Nutzer in den Mittelpunkt gestellt wird – und nicht die Suchmaschine. Welche Probleme haben die Nutzer mit dem eigenen Produkt? Und welche Inhalte gibt es intern schon in Datenbanken, die ausgespielt werden können, um genau diese Probleme zu lösen?
Warum kann ein herkömmliches CMS die Anforderungen für Product-Driven SEO nicht erfüllen?
Herkömmliche Content Management Systeme (CMS) sind sehr limitiert. Je nach verfügbaren SEOs im Team werden Inhalte geschrieben und Keywords abgedeckt. Der Output hängt also von der vorhandenen Personalkapazität ab.
Bei Produkt-led SEO wird hingegen geprüft, welche Inhalte schon in Datenbanken vorhanden sind. Diese Inhalte werden dann so aufbereitet, dass sie auf verschiedenen Seiten, zum Beispiel Landing Pages, gleichzeitig ausgespielt werden können und wiederum die Probleme der Nutzer lösen.
Kann dies zu Thin Content führen? Ist dies ein Risiko?
Das Risiko besteht. Es geht aber in der Suchmaschinenoptimierung nicht immer darum, viele Inhalte zu schaffen. Wenn die Antwort auf eine Frage des Nutzers sehr klar ist, muss dazu kein langer Text geschrieben werden. Und der Nutzer steht bei produktgetriebenem SEO schließlich im Mittelpunkt.
Ist Product-Driven Content ein neues Konzept?
Das Konzept ist nicht neu, es wurde früher nur vielleicht anders genannt. Etwa von den 1990er Jahren bis 2010 hatten alle Product- oder Development-Driven SEO. Webmaster haben versucht, ihre Datenbankinhalte den Suchmaschinen möglichst gut zur Verfügung zu stellen.
Mit dem Google Panda Update 2011 fingen SEOs dann an, vor allem lange Texte zu schreiben. Die Marketing-Abteilungen wurden in SEO involviert, “Content is king” war das Motto – wurde aber immer mit langen, ausführlichen Texten assoziiert.
Jetzt sollen mit Product-led-SEO bereits vorhandene Inhalte zu Landing Pages aufbereitet werden, die wieder für die Nutzer sind. Da ist ein kurzer Text manchmal völlig ausreichend.
Kann KI dabei helfen, akzeptable Inhalte aus Datenbanktabellen zu erstellen?
Definitiv kann künstliche Intelligenz dabei helfen. Sie kann aber keine ganzen Seiten optimiert erstellen. Dann wären wir wieder bei der Zeit vor dem Google Panda Update, wenn Inhalte erstellt werden, die nicht von echten Menschen geprüft werden und die demnach keine Nutzerprobleme lösen.
KI kann aber einzelne Aufgaben übernehmen. Schreiben wir beispielsweise über die zehn höchsten Gebäude in Bonn, kann eine KI diese Auflistung erstellen und Beschreibungen der Gebäude liefern.
Wo liegen die Grenzen des Product-Driven SEO?
Die Grenzen sind individuell je nach Unternehmen und wie weit Inhalte jeweils skaliert werden können. Nehmen wir als Beispiel Statista: Für verschiedene Themen gibt es einzelne Landing Pages mit Sammlungen entsprechender Statistiken. Dort sind die Grenzen des Product-led SEO also die Anzahl der verschiedenen Statistiken, die das Tool herausgibt.
Betrachtet man einen ortsansässigen Frisörsalon, sind die Grenzen wesentlich enger. Der Salon befindet sich in einer bestimmten Stadt, hat einen speziellen Kundenstamm und keine Datenbank-Inhalte, die auf Landing Pages ausgespielt werden könnten.
Wie beginnt man mit der Planung und Umsetzung von Product-Driven SEO?
Zunächst muss herausgefunden werden, ob es Inhalte gibt, die für die Landing Pages skaliert werden können. Das können Nutzer-generierte und in der Datenbank gespeicherte oder selbst erstellte Inhalte sein.
Im zweiten Schritt muss dann als Business Case geprüft werden, ob Entwickler-Ressourcen für das SEO-Team genutzt werden können. Ist die Wirtschaftlichkeit gegeben, kann dann mit der eigentlichen SEO-Arbeit begonnen werden.
Wie kann man den Erfolg von Product-Driven SEO messen?
Der Erfolg von produktgetriebenem SEO misst sich nicht anhand von Kriterien wie der Ranking Position oder der Domain-Autorität. Da es schließlich um den Nutzer geht, müssen Metriken genutzt werden, die aussagen, ob die Landing Pages das Problem der Kunden lösen konnten. Das können also Kriterien wie Umsatz, Transaktionen oder Leads sein.