Entgegen dem allgemeinen Trend, Jahresrückblicke und Vorschauen bereits im Spätsommer zu veröffentlichen, habe ich mir dafür etwas mehr Zeit gelassen. Und da Entwicklung in der Vergangenheit auch erst mit etwas Abstand interessant wird, möchte ich diesen Teil gleich ganz überspringen und gemeinsam mit Euch in meine Glaskugel für das kommende Jahr schauen.
SEO-Konferenzen vs. noch mehr SEO-Konferenzen
Habe ich dieses Jahr nachwuchsbedingt nur wenige SEO-Konferenzen besucht und das Thema deshalb etwas aus den Augen verloren, wird mit der Jahresplanung 2013 schnell deutlich, dass wir in Deutschland bald mehr Konferenzen als Vollerwerbs-SEOs haben. Diese Entwicklung beobachte ich mit gemischten Gefühlen: zum einen ist es natürlich toll, dass das Thema zu begeistern weiß, der Markt stetig wächst und unserer Branche das alljährlich prophezeite Ende doch nicht kurz bevor steht. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass es inhaltlich nicht mehr so große Sprünge gibt, als dass diese monatliche Konferenzen gerechtfertig sind. So habe ich dieses Jahr in Gesprächen schon häufig Unmut darüber rausgehört, dass einige Vortragenenden mit gleichen oder sehr ähnlichen Präsentationen und Themen von Konferenz zu Konferenz ziehen. Allgemeine SEO-Konferenzen werden 2013 nicht mehr den Zuspruch erfahren, wie es in den letzten Jahren der Fall war. Dies wird vermutlich zu zwei Entwicklungen führen: entweder geht die Ausrichtung dahin, dass Spezialgebiete behandelt werden und sehr tiefgreifendes Expertenwissen vermittelt wird oder aber die Entwicklung geht in die andere Richtung und ehemals reine SEO-Konferenzen öffnen sich für andere Besuchergewinnungs- und Marketing-Methoden.
Google vs. SEO-Tools
Nachdem Google vor ein paar Wochen seine Google AdWords API TOS in den USA gegenüber zwei Anbietern von SEO-Software durchgesetzt hat, wurde gerade in Deutschland das baldige Ende des Abendlandes ausgerufen. Nachdem die Hysterie jetzt verflogen ist, kurz meine Einschätzung der Sache: ich kann mir nicht vorstellen, dass Google ein ernsthaftes Interesse daran hat, transparenzschaffende Marktbeobachter zu bedrängen. Hier scheint die Rechtsabteilung von Google recht kurzsichtig gehandelt zu haben und ich bin mir sicher, dass dieses Vorgehen weder im Sinne von Google noch im Sinne der Wettbewerbshüter in den USA und Europa ist. Als Google-Aktionär schätze ich das langfristige und besonnene Handeln von Google und sehe keinen Anlass, dass sich dies nun ändert.
Authorship vs. Soziale Signale
Das kommende Jahr scheint mir ein guter Zeitpunkt für Google zu sein, um über Alternativen und Erweiterungen zu den altbekannten Links als Rankingfaktor nachzudenken. Hat man dieses Jahr mit dem Pinguin-Update die Qualität innerhalb des Linkgraphens wieder auf erträgliches Niveau erhöhen können, wird das nicht ewig gut gehen. Naheliegende Alternativen sind zum einen Autorenvernüpfungen und zum anderen Soziale Signale. Die Anreicherung des Linkgraphens um den Autor hat den großen Vorteil, dass die Qualität der Links in der Regel überdurchschnittlich groß sein wird. Der Nachteil wird vermutlich sein, dass die Anzahl der Autoren, die an dem System teilnehmen begrenzt ist. Bei den Social Signals hat Google zwar eine deutlich größere Menge an Teilnehmern/Signalen, die Qualität dieser dürfte aber unterdurchschnittlich sein: quasi eine Entscheidung zwischen dem inhaltlichen Niveau von Cicero und Bild-Zeitung. Ich bin gespannt, wie Google sich entscheidet.