Etwas ist faul im Staate Qype – Teil IV

In den ersten drei Teilen dieser Serie habe ich am Beispiel von Qype gezeigt, wie man den Verlust von Google-Traffic analysieren kann. Von der Eingrenzung der betroffenen Webseitenteile über die Feststellung des konkreten Problems bis hin zur Auflistung möglicher Ursachen habe ich versucht, mein Vorgehen aufzuzeigen und zu erläutern. Jetzt, im vierten und letzten Teil kommen wir zu den Schlussfolgerungen aus der Arbeit. Dabei möchte ich voran schicken, dass ich keinen Kontakt zu Qype habe oder hatte – die Erkenntnisse basieren also komplett auf öffentlichen Daten. Im direkten Gespräch mit Webseiten-Betreibern lassen sich die Hintergründe von Veränderungen besser verstehen und damit auch treffendere Empfehlungen abgeben.

Um es kurz zu machen: ich glaube, dass interner Duplicate-Content ausschlaggebend für die Ranking-Penalty auf dem Place-Verzeichnis war. Die Penalty ist in meinen Augen durch den Google-Algorithmus ausgelöst worden und ist kein manueller Eingriff durch Google selber. Wie ich dazu komme?

Schauen wir uns dazu zuerst wieder den Sichtbarkeitsindex der Domain an. Den Verlauf der Geschichte kann man in drei Phasen einteilen: in der ersten Phase (auf dem Diagramm sinnvollerweise mit einer „1“ gekennzeichnet) nimmt die Sichtbarkeit über einige Wochen jeweils ab, allerdings nicht sprunghaft sondern eher konstant. Interessant ist nun die Auswertung der Ranking-Verteilung für diesen Zeitraum (hier zu sehen) – die Anzahl der Treffer auf der ersten und zweiten Ergebnisseite werden zwar weniger, allerdings in einem normalen Rahmen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine Penalty, sondern Google wirft Seiten von Qype aus dem Index. In der zweiten Phase stabilisiert sich die Lage: die Anzahl gefundener Keywords bleibt weitgehend gleich; auch der Sichtbarkeitsindex ändert sich nicht. Die Rankingverteilung fluktuiert nur in Nachkommastellen. Interessant wird es jetzt in der dritten Phase: der Sichtbarkeitsindex springt auf einmal wieder stark nach oben – und zwar nicht, weil die vorhandenen Keywords besser ranken sondern weil wieder mehr Seiten in den Index kommen und damit zusätzliche Keywords (+20.000) gefunden werden. Und genau das scheint der Auslöser für die Penalty gewesen zu sein, die in der Folgewoche einschlug.

Um das zu verstehen, muss man sich in die Herangehensweise von Google versetzen: auch, wenn es natürlich schön wäre, so ist keine große Seite komplett frei von Fehlern. Gerade bei gewachsenen Webseiten schleichen sich immer mal wieder Probleme ein, doch Google hat einen Weg gefunden, damit umzugehen. Dazu wägt Google die Fehler, die eine Seite macht, gegen das Vertrauen, das Google in die Domain setzt, ab. Unter erstem Punkt werden so Sachen wie Duplicate Content zusammengefasst, die Währung für Vertrauen heißt bei Google „Links“. Wenn der Verhältnis zwischen Vertrauen und Fehlern kippt, dann schlägt die Penalty zu und die Seite verschwindet auf den hinteren Plätzen der Suchmaschine. Anschaulich zu sehen ist das zum Beispiel bei wissen.spiegel.de, einem Wikipedia-Clone: mal gewinnt die enorme Linkpower der Domain, mal schätzt Google das DC-Problem als zu groß ein.

Und genau das scheint mir bei Qype passiert zu sein: die Anzahl und Qualität der eingehenden Links hat offenbar nicht mehr ausgereicht, um die Onpage-Fehler auszugleichen. Massiver interner Duplicate Content in unterschiedlichen Facetten hat dazu beigetragen, die handwerklich schlecht gekauften Links haben das Verhältnis sicher nicht zum Besseren gedreht. An die beiden anderen Begründungen (verkaufte Rankings, Interessenskonflikt mit Google) glaube ich derzeit nicht, da ich den dazu nötigen, manuellen Eingriff in die Google-SERPs nicht erkennen kann.

Was sollte Qype nun ändern?
So kurz die Antwort ist, so kompliziert und zeitraubend wird die Umsetzung: Qype muss seine Seite in den Griff kriegen. Zahlreiche, offenbar historisch gewachsene URL- und Navigationsstrukturen müssen vereinheitlicht und verbessert werden, das Produkt- muss sich mit dem (vorhandenen?) SEO-Team überlegen, welche Inhalte unter welcher URL erscheinen sollen und das alles muss korrekt umgesetzt und kontinuierlich durch sinnvolle Methoden überwacht werden. Wenn diese Grundvoraussetzungen gegeben sind, kann Qype diese Penalty – da durch den Algorithmus gesetzt – ebenso schnell wieder loswerden wie sie gekommen ist. Legt man in Hamburg also einige Nachtschichten ein und trifft die richtigen Entscheidungen, kann der SEO-Traffic bereits Ende Mai wieder ganz anders aussehen. Viel Glück und Erfolg von meiner Seite.

Etwas ist faul im Staate Qype
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil II
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil III
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil IV

Ähnliche Beiträge