Bei der Durchsicht der Movers & Shakers der Woche sind mir bei den Daten für Deutschland heute in der Toolbox die Websites des Autovermieters Hertz aufgefallen. Die Domain hertz.de steht in den Top-3 der Gewinner und hertz.ch in den Top-3 auf der Verliererseite. Wir finden hier ein schönes Beispiel für das Geotargeting von Websites bei Google.
Ausschnitt Movers & Shakers KW 16 2012 Deutschland
Werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die Entwicklung des Sichtbarkeitsindex von hertz.de. Seit dem Jahr 2009 ist ein grundsätzlich schöner Anstieg in der Sichtbarkeit zu beobachten, der jedoch insbesondere seit dem August 2011 immer wieder durch bemerkenswerte Einbrüche getrübt wird.
Entwicklung Sichtbarkeitsindex hertz.de (Deutschland)
Häufig lassen sich starke Einbrüche im Sichtbarkeitsindex durch einen misslungenen Relaunch (ohne ausreichende 301-Weiterleitungen) oder eine Google-Penalty erklären. Da sich das Muster bei hertz.de aber ständig wiederholt, kann man diese beiden Ursachen weitestgehend ausschließen.
Solchen typischen Zick-Zack-Muster im Sichtbarkeitsindex deuten vielmehr auf ein domainübergreifendes Duplicate-Content-Problem hin. Diese Vermutung bestätigt sich, wenn wir, wie im folgenden Screenshot dargestellt, in der Toolbox die Entwicklung des Sichtbarkeitsindex für die beiden Domains hertz.de und hertz.ch vergleichen.
Vergleich Entwicklung Sichtbarkeitsindex hertz.de und hertz.ch (Deutschland)
Immer wenn die Sichtbarkeit von hertz.de einbricht, steigt gleichzeitig die Sichtbarkeit von hertz.ch und umgekehrt. Offensichtlich hat Google wiederholt Probleme die beiden Domains den richtigen Ländern Deutschland und Schweiz zuzuordnen. Für Hertz ist das aus zweierlei Gründen problematisch. In den Wochen, in denen hertz.de nur eine geringe Sichtbarkeit hat, ist die Summe der Indexwerte für beide Domains deutlich geringer. Insgesamt werden Treffer von Hertz in diesen Wochen also seltener in den Suchergebnissen gefunden. Zum zweiten dürfte in Deutschland die Klickrate (CTR) auf Treffer von hertz.ch geringer sein als bei Treffern von hertz.de. Die Toolbox-Daten für die Schweiz zeigen, dass mit umgekehrten Vorzeichen das gleiche Wechselspiel auch bei google.ch zu beobachten ist.
Eine mögliche Erklärung, warum Google immer wieder Probleme hat die geografischen Ziele der beiden Domains richtig zuzuordnen, findet man bei einem Blick auf das Backlinkprofil von hertz.ch. Dort sehen wir, dass die Websites nicht überwiegend Links aus der Schweiz bezieht, sondern ähnlich stark aus Deutschland verlinkt wird.
Da es sich bei den Domainendungen .de und .ch um länderspezifische Domains bzw. ccTLDs (Country-Code Top-Level Domain) handelt, kann man in den Einstellungen der Google Webmaster-Tools (GWT) das geographische Ziel nicht ändern. Das ist nur bei generischen Domains wie z.B. .com, .eu oder für einzelne Sub-Domains und Verzeichnisse möglich. Google sagt, dass länderspezifische Domainendungen neben dem Serverstandort (IP-Adresse des Servers) und sonstigen Hinweisen als ein Signal für die geografische Ausrichtung der Website genutzt werden. Wie das Beispiel Hertz jedoch zeigt, kann es trotzdem zu Problemen im Geo-Targeting kommen. Dazu passt die Aussage von Google: „Die geografische Ausrichtung ist keine exakte Wissenschaft, daher ist es wichtig, an Nutzer zu denken, die auf der „falschen“ Version Ihrer Website landen.“ Sprachinformationen auf Codeebene wie lang-Attribute oder Standort-Meta-Tags wie geo.position oder distribution werden nach eigenem Bekunden von Google übrigens für die geografische Ausrichtung nicht ausgewertet.
Im Fall von Hertz bietet sich als Lösung die Auszeichnungen rel=“alternate“ hreflang=“x“ (nicht zu verwechseln mit dem lang-Attribut) im HTML-Abschnitt <head> an. Die Auszeichnung hreflang kann dabei domainübergreifend eingesetzt werden. Als Wert des Attributs hreflang kann so z.B. de-DE (deutscher Content für Nutzer aus Deutschland) und de-CH (deutscher Content für Nutzer aus der Schweiz) gewählt werden. So kann der Websitebetreiber auf die jeweilige Version der Website verweisen. Google fällt es damit einfacher zu verstehen, in welcher Beziehung die jeweiligen Domains zueinander stehen. Ausführliche Informationen über den Einsatz von hreflang findet man in der Webmaster-Tools-Hilfe von Google.