In den USA entspannt sich die letzten Tagen ein spannendes Theaterstück: Iacquire, eine der großen SEO-Agenturen wurde auf frischer Tat ertappt, wie sie für einen bekannten Kunden Links gekauft haben. Ein Blogger hat den ganzen Vorgang sehr transparent dokumentiert: welche Firmennamen wann vorgeschickt werden, wie schnell der eigentliche Kunde genannt wird und dass sehr deutlich gemacht wird, dass der Käufer eine möglichst intransparente Integration (kein Hinweis darauf, dass dieser Link gekauft sei) wünscht. Auch auf den starken Kontrast zwischen öffentliche Äußerungen („Watch out for Black Hats“) sowie den Handlungen geht er etwas detaillierter ein.
Google hat sich das ein paar Tage angesehen und die Agentur dann komplett aus dem Google-Index genommen: eine Site-Abfrage ergibt, dass keine einzige Seite mehr im Google-Index verweilt. Dies allein ist schon ein sehr starkes Signal – hat Google sich doch von der kompletten Verbannung seit Jahren eigentlich losgelöst und nutzt sie seitdem nur noch bei gravierenden Verstößen zur indirekten Kommunikation mit den Seitenbetreibern. Iacquire hat die Zeichen offenbar richtig gedeutet und versucht in einem gekonnt formulieren Blogposting heute Abbitte zu leisten: man werde in Zukunft keine Links mehr kaufen und eigentlich sei die ganze Sache ein furchtbares Missverständnis. Noch gibt es zwar keine Reaktion, ich gehe aber mal davon aus, dass Google damit sein Ziel erreicht hat und die Seite in den nächsten Tagen/Wochen wieder im Index auftaucht.
Die Aktion ist kein Einzelfall: tief im Inneren der Google-DNA scheinen letzte Wildwest-Manieren überlebt zu haben und die öffentliche Hinrichtung wird offenbar als geeignetes Erziehungsinstrument für das Volk gesehen. Anfang 2006 wurde zum Beispiel BMW/Netbooster öffentlichkeitswirksam aus dem Index verbannt (O-Ton SISTRIX Blog 2006: „multimediale Hexenjagd“), seitdem folgten zahlreiche weitere Domains. Im Kern zeigt die Reaktion Googles allerdings nur eine gewisse Hilflosigkeit: obwohl Algorithmen verbessert wurden und mit Updates wie dem kürzlich eingespielten Pinguin-Update die Hürden etwas angehoben werden konnten, hat Google das Problem gekaufter Links auch 2012 nicht im Griff.