Im letzten Monat haben wir aus organisatorischen Gründen keinen IndexWatch veröffentlicht. In dieser Ausgabe findet ihr daher die größten Gewinner und Verlierer in den deutschsprachigen Suchergebnissen bei Google aus den letzten 60 Tagen.
- Gewinner der Monate Februar und März 2022
- topcashback.de – Ohne Inhalt aber mit Linkspam zum Erfolg
- karneval-universe.de verdoppelt seine Sichtbarkeit
- dewiki.de – Schon wieder eine Wikipedia-Kopie
- helpster.de startet mit neuem Inhaber durch
- Die Verlierer der Monate Februar und März 2022
- Daimler ist nicht mehr, was es einmal war
- telefonnummer.net bekommt erneut auf die Mütze
- Pixum bricht plötzlich ein
- Freenet schmiert weiter ab
Gewinner der Monate Februar und März 2022
Zunächst sehen wir uns die größten relativen Gewinner in Februar und März 2022 an. In der Liste sind sehr viele Domains, die nur für einen kurzen Moment stark an Sichtbarkeit gewonnen haben. Beispielsweise mediamarkt.de, rnd.de, derstandard.de schossen, wie viele Domains im gleichen Zeitraum für einige Wochen stark nach oben, nur um Ende März wieder auf den Boden der (Sichtbarkeits-)Tatsachen zurückgeholt zu werden. Der Blick auf die größten absoluten Gewinner ist daher dieses mal interessanter.
topcashback.de – Ohne Inhalt aber mit Linkspam zum Erfolg
Den Anfang macht mit topcashback.de die Deutsche Version von Englands größtem Cashback Anbieter Topcashback, die ein erstklassiges Beispiel dafür ist, dass man heutzutage auch ohne „klassische Inhalte“ prima ranken kann. Die Plattform hat mehrere Tausend Unterseiten, die im Grunde alle nach dem selben Schema aufgebaut sind aber trotzdem stark an Sichtbarkeit zugelegen:
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Seite entwickelt und ob die Global Savings Group mithalten kann, die Ende 2021 Deutschlands größte Cashback-Plattform Shoop.de übernommen hat. In Sachen Sichtbarkeit hat man bereits aufgeschlossen, wie der Vergleich beider Domains zeigt.
Allerdings muss man auch sagen, dass Shoop.de die besten Zeiten in Sachen Sichtbarkeit längst hinter sich hat.
Ob das besonders Nachhaltig ist? Denn jede Unterseite trägt einen Seitentitel a la: „[Shop-Name] Angebote, Cashback & Coupons – TopCashback“, wie man über eine site-Anfrage schnell heraus findet:
Auf den Unterseiten ist neben dem Logo des Shop-Anbieters ein Anmelde-Formular prominent eingebunden, bei dem man sich für die Plattform anmelden soll, um bei den unterstützten Shops Cashback zu erhalten:
Darüber hinaus befinden sich zwar noch 334 Wörter FAQs, allerdings unterscheiden diese sich (abgesehen vom Shopnamen) nicht im geringsten voneinander:
Wem das noch nicht genug Staunen bereitet, sollte sich einmal die Backlinks der Domain ansehen. Ins Auge stechen die wenigen, nicht gerade organisch aussehende Links von Focus.de, bild.de, jolie.de und ein paar anderen deutschen Seiten, viel Vertrauen und Sichtbarkeit bei Google besitzen dürften. (Was der Parameter „?ihr=PR“ in den Linkzielen dort zu bedeuten hat, würde mich in diesem Zusammenhang sehr interessieren…) Ansonsten eigentlich nur eine Menge Forenspam und der üblich Mist. Und das alles innerhalb weniger Monate aufgebaut.
Ja aufgebaut. Nicht verdient oder so.
Und siehe da: Funktioniert trotzdem prima.
Irgendwie traurig, oder?
karneval-universe.de verdoppelt seine Sichtbarkeit
Als ich Karneval Universe in der Liste der Gewinner sah, dachte ich zunächst, dass es sich wahrscheinlich um einen Sichtbarkeitspeak rund um den 24.02.2022 handelt, bei dem Google auf die gestiegene Nachfrage Rund um Karnevals-Themen mit einer Anhebung der Sichtbarkeit relevanter Domains reagiert. Dieses Verhalten kennt man von anderen saisonalen Suchtrends, beispielsweise steigen viele Kostüm-Onlineshops jedes Jahr zu Halloween. Doch der Sichtbarkeitssprung kam ziemlich genau einen Monat „zu spät“:
In der Woche vom 23.03.2022 lag zwar das Product Reviews Update vom März, jedoch begann die Domain schon zwei Wochen vorher deutlich zu steigen und soweit ich weiß, war das Product Reviews Update bislang auf englischsprachige Seiten beschränkt. Ein Blick ins Internet Archive zeigt keine größeren Veränderungen an der Seite und auch in Sachen PR oder Verlinkungen ist hier lange nichts mehr passiert.
Ansonsten kann ich nur raten… Ist ein Mitbewerber abgeschmiert? Hat sich jahrelange SEO-Arbeit endlich ausgezahlt? Vielleicht weiß eine:r unserer Leser:innen was sich hinter dem Anstieg verbirgt und teilt dieses Wissen mit uns in den Kommentaren ;)
dewiki.de – Schon wieder eine Wikipedia-Kopie
Über Wikipedia-Klone habe ich in den vergangenen IndexWatch-Ausgaben bereits mehrfach geschrieben. Ja, man kann mit 1:1 Kopien von Wikipedia Erfolg bei Google haben. Offensichtlich:
Ein deutlicheren Beweis dafür, dass „Duplicate Content“ offenbar kein so großes Problem ist, wie von den meisten SEOs befürchtet wird, wird man kaum finden.
helpster.de startet mit neuem Inhaber durch
Das redaktionelle Ratgeberportal der gutefrage.net GmbH unter helpster.de konnte seit Inhaberwechsel massiv an Sichtbarkeit zulegen:
Mit der Mutterwebseite hatte man offenbar weniger Erfolg, wie der Sichtbarkeits-Verlauf der letzten 5 Jahre von gutefrage.net zeigt:
Die unter SEOs schon legendäre gutefrage.net war 2006 die erste Eigengründung der Holtzbrinck eLAB. Ende 2020 ging nun die Anteilsmehrheit der gutefrage.net GmbH an die zu Müller Medien gehörende United Vertical Media GmbH, die diverse Verzeichnis- und Info-Plattformen wie meister.de, tischwunsch.de, speisekarte.de oder unternehmer.de betreibt. Andere Verticals wie anwalt.de und aerzte.de wurden bereits in der Vergangenheit in eigenen Unternehmen ausgegliedert. Der Plattform-Betreiber gehört zur Holding Müller Medien, hinter der die Unternehmer-Familie Oschmann steht. Die Müller Medien-GmbH wurde einst als Telefonbuch-Verlag gegründet. Daraus hat sich eine Holding mit rund 2.000 Beschäftigten entwickelt.
Die Verlierer der Monate Februar und März 2022
Der Blick auf die größten prozentualen Verlierer in Februar und März 2022 zeigt eine ganze Reihe von Domains mit starken Sichtbarkeitsschwankungen, die ich hier nicht einzeln vorstellen werde. Ebenfalls nicht näher beleuchten möchte die Nagetierseite für Erwachsene, die nach einem gigantischen Schub massiv an Sichtbarkeit eingebüßt hat. Es waren aber auch ein paar spannende Domains unter den Verlierern, also schnell weiterlesen und nicht auf der Nagetierseite hängen bleiben ;)
Daimler ist nicht mehr, was es einmal war
Den Anfang, mit dem größten prozentualen Sichtbarkeitsverlust, macht die Domain des stuttgarter Automobilkonzerns daimler.com:
Die Gründe hierfür braucht man nicht lange zu suchen, denn auf der Domain gibt es quasi nur noch diesen Hinweis:
Im Dezember 2021 wurde das Geschäftsfeld Daimler Trucks & Buses von der früheren Daimler AG abgespalten. Die Daimler Truck Holding AG, einer der größten Nutzfahrzeug-Hersteller mit globaler Reichweite, ist nun ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen.
Die verbliebene Daimler AG mit den Geschäftsfeldern Cars & Vans wurde zum 01.02.2022 in Mercedes-Benz Group AG umbenannt. Damit wurde die im Jahr 2021 begonnene historische Neuausrichtung abgeschlossen.
Wichtige Unterseiten wie www.daimler.com/investoren/aktie/
wurden korrekt auf die entsprechenden URLs unter mercedes-benz.com mittels 301-Weiterleitung weitergeleitet, so dass die Sichtbarkeit in weiten Teilen auf diese übertragen werden konnte:
telefonnummer.net bekommt erneut auf die Mütze
Ich bin immer wieder überrascht, wenn (aus meiner Sicht Spam)-Seiten es wieder und wieder schaffen zu massiver Sichtbarkeit zu gelangen. So ist es telefonnummer.net bereits zum zweiten Mal seit 2018 gelungen über 5 Punkte zu steigen, bevor man nun im März erneut herabgestuft wurde:
Wie oft das Spielchen sich noch wiederholen wird und ob die Domain überhaupt nocheinmal zurück kommen kann, überlasse ich an dieser Stelle einfach eurer Phantasie.
Pixum bricht plötzlich ein
Ein interessanterer Fall stellt da schon die Domain des Fotodienstes pixum.de dar. Hielt man sich Jahrelang auf quasi konstantem Niveau um 15 Punkte, musste man nun einen abrupten Abstieg auf derzeit noch 7,5 und damit ziemlich genau die Hälfte der ehemaligen Sichtbarkeit hinnehmen:
Für die Ursachenforschung sehe ich mir auch hier zunächst die Webseite im Internet Archive an, um festzustellen, ob ein missratener Relaunch die Ursache für den Einbruch sein könnte. Der Blick auf BuiltWith und den Quelltext verrät, dass Pixum offenbar auf Gatsby als Front-End für ein Headless-CMS umgestellt hat. Vielleicht liegt hier schon der Hund begraben. Eigentlich sollte Gatsby laut Dokumentation aber serverseitiges Rendering unterstützen, aber in meinem Browser kann ich eine derartige HTML-Version nicht abrufen.
Als zweites geht mein Blick immer auf die Liste der Ranking-Veränderungen. Um die Keywords zu indentifizieren, die die größten Sichtbarkeitsverluste verursacht haben, filtere ich die Liste der verschlechterten Rankings und verlorenen Keywords nach Positionen innerhalb der Top 10 und sortiere anschließend nach geschätzem Suchvolumen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
Darin suchte ich vergeblich nach offensichtlichen Mustern, weshalb man von einem grundlegenden Problem ausgehen muss, der alle Bereiche der Webseite gleichermaßen betrifft und generelle Rankingverschlechterungen um etliche Positionen verursachte.
Um die Ursachen hierfür zu identifizieren, müsste man in die Detailanalyse gehen, aber ich würde auf Probleme im Zusammenhang mit der Umstellung auf ein JavaScript-basiertes Front-End für das Headless-CMS, oder eine Neubewertung der Nutzersignale oder einem anderen negativen Signal womöglich sogar im Offpage-Bereich tippen, dass Google zu einer Veränderung bewogen hat.
Die zuständigen Inhouse-SEOs und/oder zuständige Agentur werden sich mit Sicherheit auch die Sichtbarkeitsentwicklungen der unmittelbaren Mitbewerber ansehen, um auszuschließen, dass es sich um ein branchenweites Phänomen handelt.
Freenet schmiert weiter ab
Zum Schluss erwartet uns noch eine kleine Überraschung. Denn eigentlich würde ich erwarten, dass die Sichtbarkeit der Domain freenet.de zulegt, schließlich gibt man gerade sowohl mobilcom als auch Debitel als Marken zugunsten der Marke Freenet auf. Seit dem abrupten SIchtbarkeitsverlust zum Core Update vom Dezember 2020 geht es jedoch kontinuierlich bergab. Dieser Trend hat sich seit ein paar Wochen sogar noch beschleunigt. Von ehemals fast 50 Sichtbarkeitspunkten sind kaum mehr als 15 Punkte übrig:
Es bleibt zu hoffen, dass der Fokus auf eine Marke und die damit verbundenen Umbauprozesse bald abgeschlossen werden und die Domain wieder zu alter Stärke zurückkehrt.