Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Nachdem wir alle die wohl größte Leitmesse & Konferenz der digitalen Wirtschaft überstanden haben und mit guten Gesprächen die dmexco 2015 hinter uns lassen, gilt es sich für Ende Oktober den SEO DAY in Köln im Kalender zu notieren. Die eintägige Konferenz zum Thema Suchmaschinenoptimierung bietet mit ihren über 36 Referenten eine gute Möglichkeit zum Knowhow-Transfer.
Um die Zeit bis dahin sinnvoll zu überbrücken, ist die neue Ausgabe 10/2015 unseres monatlich erscheinenden SISTRIX IndexWatch hervorragend geeignet. Wie gewohnt haben wir die Veränderungen auf dem deutschen Suchmarkt analysiert und nach interessanten Fallbeispielen bei den Gewinnern und Verlierern im SISTRIX Sichtbarkeitsindex des Monats September 2015 Ausschau gehalten.
Daten aus der Google Search Console richtig nutzen
Bereits seit dem vergangenen Monat lassen sich die Daten der eigenen Domain aus der Google Search Console in der SISTRIX Toolbox analysieren. Da die Klickrate (CTR) auf ein Suchergebniss mitunter Einfluss auf das Ranking haben kann, sind die von Google über die Search Console-API zur Verfügung gestellten Daten besonders interessant. Im SEO-Modul der Toolbox findet ihr in der Keyword-Tabelle nun eine neue Auswahl der zu analysierenden Datenquelle:
Die Daten aus der Search Console haben einige Besonderheiten, welche bei der Analyse unbedingt berücksichtigt werden sollten. Zum einen beziehen sich die Daten auf die Kombination von Keyword, URL, Device und Land, zum anderen werden nur Daten ausgegeben, wenn eine gewisse, von Google leider nicht dokumentierte, Mindestanzahl von Impressions stattgefunden hat. Den richtigen Umgang mit den Search Console-Daten könnt ihr hier nachlesen.
In diesem Zuge teilte auch Johannes wissenswertes zu den Rankingdaten aus Googles Search Console sowie deren Nutzen und Grenzen.
Gewinner-Domains des Monats September 2015
Beginnen wir mit den Gewinnern im IndexWatch. Dies sind jene Domains, welche im Verlaufe des Monat September den größten Zuwachs im SISTRIX Sichtbarkeitsindex verzeichnen konnten.
Europas große Motorrad-Datenbank für Motorräder, Roller, Mofa, Moped und Quad-Bikes, integriert einen zu März diesen Jahres ausgelagerten Bereich der Website wieder in das Angebot der Hautpdomain.
Der einst ausgegliederte Hostname katalog.motoscout24.de wurde nun wieder in das Hauptangebot eingegliedert. Allerdings leitet die Subdomain nun nicht auf die Website von motoscout24.de weiter, sondern in ein neues Verzeichnis der Domain autoscout24.de:
Etwas verwirrend, denn sowohl der Hostname katalog.motoscout24.de als auch die Hauptdomain motoscout24.de leiten den Google-Bot auf ein neues /moto/-Verzeichnis der Domain autocout24.de weiter, wobei diese selbst auch ein /motorrad/-Verzeichnis besitzt.
Die Folge ist ein Ranking-Intermezzo, bei der nun die Hauptdomain von motoscout24.de wieder zu Keywörtern wie zum Beispiel [gebrauchte motorräder] rankt:
Wobei dieser Gewinn zu Lasten des guten und beständigen Rankings der Domain autoscout24.de ging:
Vermutlich wird die Marke MotoScout24 verschwinden und der Marktplatz für gebrauchte Motorräder alleinig auf der Plattform AutoScout24 zu finden sein. Im März 2011 wurde bekannt, dass AutoScout24 sein Angebot um Motorräder auf der Plattform MotoScout24 erweitert.
Schluckauf im Ranking beim Webhoster domainFACTORY
Der zur Host Europe Group gehörende Webhosting-Anbieter mit Sitz in Ismaning bei München, die domainFACTORY, erlitt aus noch unerkenntlichen Gründen ein Schluckauf im Google-Ranking.
Anhand des SISTRIX Sichtbarkeitsindex ist der Umstand gut zu erkennen. Im Zeitraum der Monate Juli bis bis Anfang September verlor die Domain knapp 50% ihrer Sichtbarkeit. Nicht einmalig, sondern sukzessive über mehrere Wochen hinweg.
Das Ranking wichtiger Keywords wurde in dieser Zeit in Mitleidenschaft gezogen, erholte sich aber auch in Summe wieder. Daher konnte die Domain vergangenen Monat den Sichtbarkeitsverlust wieder abschütteln.
Über die Ursache kann derweil nur spekuliert werden. Gut möglich, dass es ein Crawling- und Indexierungsproblem gab oder man an der internen Verlinkung der Website gearbeitet hat. Einiges spricht für ersteres, da ausschließlich die Keyword-Rankings des /de/-Verzeichnisses wegfielen und stattdessen die Startseite, das Forums-Verzeichnis oder der Webmail-Hostname entsprechend auf den hinteren Plätzen bei Google auftauchte.
Ich habe zwar bei domainFACTORY nachgefragt, ob man sich dem Umstand bewusst sei und einen Kommentar abgeben möge, allerdings erhielt ich bis jetzt noch keine Rückmeldung.
Bei meiner Analyse der Domain stieß ich auf die interessante Tatsache, dass der Webhoster zu Ende März diesen Jahres seine Website auf SSL umgestellt hat. Diese Veränderung gibt der SISTRIX Sichtbarkeitsindex ebenfalls schön wieder:
Das „X“ im Verlauf des Graphen symbolisiert den Zeitpunkt, an dem Google die HTTPS-URLs der Domain auf den Suchergebnisseiten rankte. Diese Umstellung ist für domainFACTORY ohne große Verluste vonstattengegangen. Es sieht sogar so aus, als ob dies einem allgemeinen besseren Ranking zuträglich war.
Sichtbarkeitsgewinn bei vielen Domains aus unterschiedlichen Bereichen
Bei der Datenauswertung wiesen viele Domains ein und dasselbe Merkmal auf: Scheinbar plötzlicher Anstieg im Sichtbarkeitsindex innerhalb der letzten Septemberwoche.
Die Domains gewannen größtenteils in einer verhältnismäßig gleichen Intensität an Sichtbarkeit, stammen aber aus den unterschiedlichsten Bereichen und Industriezweigen.
Wie immer gilt es bei der Interpretation der Daten zu beachten, dass es sich bei vielen Domains auch nur um einen temporären Aufwärts-Spike im SISTRIX Sichtbarkeitsindex handeln könnte. Genaueres ließe sich aber erst durch die Betrachtung der folgenden zwei bis drei Kalenderwochen sagen.
Größere Gemeinsamkeiten oder gar Auffälligkeiten konnte ich bei einer Stichprobe dieser Domains nicht feststellen. Meine Recherchen förderten allerdings eine Perle der Computerspielgeschichte zutage. Bei der Vertriebsplattform für PC-Spiele von Electronic Arts, Origin, gibt es für kurze Zeit die Vollversion von Command & Conquer: Alarmstufe Rot 2 zum kostenlosen Download und es ist lauffähig auf aktuellen Systemen!
Dieser Umstand hat natürlich keinen gravierenden Einfluss auf die Sichtbarkeit der Domain, dürfte aber für einiges an Traffic verantwortlich sein ;-)
Ranking-Gewinn durch kostenloses Tool
Panda Security ist ein spanischer Hersteller von Cloud-basierter Sicherheitssoftware zur Bekämpfung von Viren, Hackern, Trojanern, Spyware, Phishing, Spam und anderen Internetbedrohungen. Auf dem deutschen Suchmarkt gewann die Domain eindrucksvoll über das letzte halbe Jahr ordentlich an Sichtbarkeit.
Von knapp einem Punkt im SISTRIX Sichtbarkeitsindex auf dem deutschen Suchmarkt binnen sechs Monaten auf fast 3,5 Punkte geklettert – wie ist das möglich?
Um die Antwort zu finden musste ich tief in die Verzeichnisse der Domain pandasecurity.com eintauchen. Dank der Toolbox geht dies mühelos und in Windeseile. So entdeckte ich, dass man für Deutschland kurzerhand eine kostenlose Antivirus-Lösung herausgebracht hat und dieser eine eigene Landingpage spendiert hatte.
Zufälligerweise wurde in der gleichen Woche Googles Phantom Update ausgespielt, welches die Gesamtqualität einer Website algorithmisch bewertet. Gut möglich, dass dies zusätzlich einen positiven Effekt hatte. Die Sichtbarkeit stieg so rasant, da man zu vielen Suchbegriffen mit hoher Nachfrage, also Suchvolumen, einen teils gewaltigen Sprung von der zweiten auf die erste Suchergebnisseite machen konnte und sich diese Positionen weiterhin verbesserten.
Merke: Hilfreiche kostenlose Tools sind nicht nur bei den Nutzern beliebt, sondern werden auch gerne geteilt ;-)
Verlierer-Domains des Monats September 2015
Kommen wir zu den Verlierern. Dies sind jene Domains, welche im Verlaufe des Monat September den größten Verlust im SISTRIX Sichtbarkeitsindex hinnehmen mussten.
Das neue Konzept von Last.fm, einem personalisierbarem Onlineradio, schreitet weiter voran. Der in diesem Zuge vorgenommene Wechsel des Domainnamens scheint nun weitestgehend abgeschlossen zu sein.
Bereits vor zwei Monaten hatte man mit der Neuausrichtung des Portals begonnen. Warum man allerdings heutzutage bei einem Relaunch seiner Plattform nicht auch SSL berücksichtigt bleibt mir schleierhaft.
Fusion: Vodafone und Kabel Deutschland
Vodafone und Kabel Deutschland sind nun ein Unternehmen. Vodafone bündelt nach eigenen Angaben die gesamte Kabel-Glasfaser-Power von Kabel Deutschland in seinem Produktportfolio und verspricht interessierten potenziellen Kunden ihnen mittels der Kraft der Marke Vodafone ab sofort noch attraktivere Angebote machen zu können.
Entsprechend bündelt man nun die Inhalte und Produkte der Domain kabeldeutschland.de unter dem Hostnamen zuhauseplus.vodafone.de
Anhand einzelner Ranking-Verläufe ist zu erkennen, dass die Integration gut funktioniert. Die Inhalte sowie die URL-Strukturen wurden größtenteils 1:1 übernommen und lediglich auf einer anderen Domain/teils einem anderen Hostnamen übertragen.
Bereits zu Anfang April diesen Jahres wurde bekannt, dass Kabel BW in Unitymedia aufgegangen ist und sich der Markt der Kabelnetzbetreiber weiter konsolidiert.
Rebranding: Aus Fachhochschule Köln wurde Technische Hochschule Köln
Ein neues Kapitel in der Geschichte der Hochschule hat begonnen. Neuer Name, neue Domain, neue Wortmarke – letzteres erinnert beim Betrachten und dem erstmaligen lauten Vorlese-Versuch an einen schlechten Zungenbrecher:
Über das neue Corporate-Design der Technischen Hochschule Köln hat sich schon Designer-Kollege Achim Schaffrinna in seinem Blog designtagebuch.de ausgelassen. Immerhin versichert Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Becker, dass der neue Name „Technische Hochschule“ keine Verengung auf Leistungen im ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich bedeute. Prof. Dr. Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, ist indes überzeugt: „Namen sind Schall und Rauch“.
Auch der Domainname ändert sich. Aber nur marginal. Aus dem „f“ von fh-koeln.de wird ein „t“ für th-koeln.de. Eine Weiterleitung zwischen den beiden Domains wurde korrekt gesetzt.
Auch wenn ein Großteil der URLs mit korrekten und notwendigen 301-Weiterleitungen ausgestattet wurde, finden sich derzeit einst gute Rankings auf der zweiten Suchergebnisseite bei Google wieder.
Dies sollte sich in den kommenden Wochen jedoch ändern. Google benötigt selbst eine Weile, um die Veränderungen zu verstehen und zu übertragen sowie den bestehenden Weiterleitungen ein Gewicht zu geben. Bei einigen Weiterleitungen hat sich jedoch eine 302-Weiterleitung in der letzten Instanz dazwischen geklemmt.
In der Regel ist dies nicht gewünscht, da nur bei einer 301-Weiterleitung alle Signale der alten URL verlässlich auf die neue URL bzw. der Domain übertragen werden können.
Relaunch bei Europas führenden Versandhaus für den Angelsport
Die Marke Askari betreibt Europas führenden Online-Shop für den Angel- & Jagdsport. Der Domain angelsport.de wurde nicht nur ein neues Design verpasst, auch haben sich alle URLs und Verzeichnisse durch den Relaunch verändert. Der Sichtbarkeitsindex viel um 45%, da nahezu keine URL korrekt weitergeleitet wurde.
Auf die Einführung und Nutzung eines SSL-Zertifikats hat man gleichermaßen verzichtet, als auch auf die konsequente Nutzung von Weiterleitungen. Überwiegend viele der alten URLs führen auf eine 404-Fehlerseite oder verweisen mit einer 302-Weiterleitung auf die Startseite des Shops. Beides nicht optimal, gibt es doch neue Verzeichnisse mit schönen, sprechenden URLs.
Der Ranking-Verlauf zum Keyword [kescher] verlief schon in der Vergangenheit recht turbulent. Nun wird der führende Angelshop gar nicht mehr zu diesem Begriff gefunden. Dabei findet sich auf der neuen Website das passende Verzeichnis http://www.angelsport.de/angelzubehoer/kescher-landewerkzeuge/ – die simple Einrichtung einer 301-Weiterleitung würde hier ungemein helfen. Und dies bitte für jede URL mit bestehenden Backlinks, (ehemals) guten Rankings und sonstigen Traffic, der vll. auch über die Social-Media Kanäle kommt.
Immerhin ist man sich eines „teilweise etwas holprigen Start“ des neuen Shops bewusst und verschenkt großzügig einen € 10.- Gutschein mit dem Code SORRY.
Hoffentlich beißen die Rankings in naher Zukunft wieder an und können erfolgreich auf die erste Suchergebnisseite gelandet (lies gezogen) werden.
O’zapft is das Relevanzproblem auf URL-Ebene des trachtenshop.de
Ein über mehrere Wochen oder gar Monate auftretendes Zick-Zack-Muster im SISTRIX Sichtbarkeitsindex einer Domain kann ein Beispiel für externen Duplicate Content sein.
Wer unser Video-Tutorial zu diesem Chartmuster kennt, kann diesen Umstand schnell in der Toolbox überprüfen. Bei der Domain trachtenshop.de handelt es sich allerdings nicht um externen Duplicate Content. Es besteht vielmehr ein internes Relevanzproblem auf URL-Ebene. Der Ranking-Verlauf zum Keyword [lederhose] verdeutlicht dies gut:
Anhand der unterschiedlichen rankenden URLs sieht man deutlich, dass Google hier die Landingpage munter durchwechselt – ist sich also nicht sicher, welche URL des Shops die passende zur Suchanfrage des Nutzers ist. Google bevorzugt es aber, für einen Suchbegriff eine eindeutig passende URL zu liefern. Bis auf ein paar Ausnahmen ist es sinnvoll, mit jedem Keyword der eigenen Seite nur mit einer URL zu ranken.
Durch die gezielte Steuerung der internen Verlinkung und Bündelung von mehreren URLs zum gleichen Thema/Suchbegriff auf einer speziellen Hub- oder Tag-Seite kann dem Problem der Gar ausgemacht werden.
Ozapft is! so hoasst da traditionelle Spruch mit dem d Wiesn, s Oktoberfest z’Minga z Bayern, jeds Joa ereffned wead. – https://bar.wikipedia.org/wiki/Ozapft_is
Damit schließt sich dieser IndexWatch, bis zum nächsten Mal.
P.S. Wer auf dem SEO DAY unterwegs ist, dem sei der Vortrag von Johannes Beus um 16:00 Uhr sowie ein eigener Vortrag meinerseits um 15:00 Uhr wärmstens empfohlen :-)