Es ist schwer zu übersehen: Suchmaschinenoptimierung boomt. Das zeigt sich nicht nur daran, dass Stammtische und Konferenzen jedes Jahr besser besucht werden und Stellenangebote für Inhouse-SEOs mittlerweile kein Kuriosum in den Jobbörsen mehr sind. Besonders deutlich wird es durch den rasanten Anstieg von Dienstleistern in dem Bereich. Mir kommt es so vor, als vergehe kein Tag, in dem keine neue SEO-Agentur gegründet würde. Im Prinzip eine positive Entwicklung, die allerdings auch Schattenseiten hat, die immer deutlicher hervortreten: die Qualität bleibt auf der Strecke.
Finaler Auslöser für dieses Blogposting war ein Beitrag von Randolf. Ihm wurde zugetragen, dass Senkrecht IT, eine SEO-Firma aus Köln (irgendwo muss da ein Nest sein), mit einer seiner Seiten als Referenz wirbt – ohne, dass diese Firma irgendwann etwas für 3gstore.de gemacht hat. Man könnte das nun als einmaligen Ausrutscher abtun, aber leider häufen sich derartige Fälle: da gibt es Telefonverkäufer, die sich als Google ausgeben, Agenturen haben „Head of SEOs“, die angeblich seit Jahrzehnten erfolgreich SEO betreiben – von denen in der Branche aber noch nie jemand etwas gehört hat und obskure Veranstaltungsreihen touren durch Deutschland, bei denen die Vortragenden Geld zahlen müssen, dass sie dem nichtsahnenden Publikum ihre Werbung vorlesen dürfen.
Dass die Zeiten vorbei sind, in denen ein Großteil der Menschen in der damals übersichtlichen Branche dabei war, weil ihnen das Thema Spaß gemacht hat, habe ich mittlerweile auch realisiert. Heute soll Geld verdient werden – und da jeder Deutsche bereits zwei Handys hat und der Gebrauchtwagenmarkt auch nicht mehr so richtig läuft, ist SEO die große Chance. Dabei sehe ich die SEO-Dienstleisterbranche derzeit vor einem Scheideweg: entweder, der Markt schafft es, sich selber zu regulieren und die schwarzen Schafe werden aussortiert oder aber auch die zahlreichen seriösen Agenturen werden es nicht einfach haben, einen angemessenen Teil vom Media-Etat zu bekommen.
Meiner Meinung nach gibt es zwei große Hebel: aufgeklärte Kunden und Transparenz. Ein Kunde, der eine grobe Vorstellung von der Arbeitsweise von Suchmaschinen sowie von zukunftsorientierten SEO-Methoden hat, lässt sich am Telefon kein Snakeoil verkaufen und kann die Arbeit von Dienstleistern einschätzen. Google hat im letzten Jahr einiges an Aufklärungsarbeit geleistet, vielleicht wären von der Branche erarbeitete Richtlinien, die seriösen Arbeitsweisen von Agenturen umreißen ebenfalls hilfreich. Transparenz ist ebenfalls wichtig: SEM als Budgetfeind von SEO liefert eine Aufschlüsselung bis auf den einzelnen Klick, während SEO-Verträge häufig pauschale Beträge für „Irgendwas“ fordern. Wir bieten selber Software an, die Auftraggebern ermöglicht, die SEO-Performance unabhängig zu überwachen aber auch Diskussion über ein verbessertes Zertifikat für SEO-Agenturen wie zwischen Philipp und Stefan (W&V) finde sich spannend und unterstützenswert. Auf der Campixx wird es nächste Woche zu dem Thema eine Diskussion geben, ich bin gespannt.