Vor circa einem Monat hatte Netflix einen dramatischen Verlust in seiner Sichtbarkeit in vielen Google-Länderversionen. Betrachtet man die prozentualen Verluste zu diesem Zeitpunkt, so hat Netflix in England 71%, in den USA 64%, in Österreich 54%, in der Schweiz 53%, in Deutschland 43% und in Spanien 39% verloren. Eine Woche nach dem Fall schaffte es Netflix diesen Verlust wieder aufzuholen und sich sogar zu steigern. Schaut man jetzt auf die Sichtbarkeit ist diese jedoch abermals weit gefallen und aktuell bleibt ein Comeback auch zwei Wochen später leider aus:
Sichtbarkeitsindex England (Smartphone und Desktop):
Sichtbarkeitsindex USA (Smartphone und Desktop):
Sichtbarkeitsindex Österreich (Smartphone und Desktop):
Sichtbarkeitsindex Schweiz (Smartphone und Desktop):
Sichtbarkeitsindex Deutschland (Smartphone und Desktop):
Sichtbarkeitsindex Spanien (Smartphone und Desktop):
Eines der Probleme von Netflix hängt womöglich damit zusammen, dass die Plattform in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Inhalte bereitstellt. So unterscheiden sich die Serien und Filme, die in den einzelnen Ländern verfügbar sind, aufgrund von Lizensierung und Streamingrechten. Netflix scheint für dieses Problem aktuell noch keine elegante Lösung gefunden zu haben.
Google sieht etwas anderes als die Nutzer
Der Versuchung dem Nutzer und dem Crawler der Suchmaschine verschiedene Inhalte einer Seite zu präsentieren, scheinen viele SEOs im internationalen Umfeld nur schwer widerstehen zu können. Dies scheint auch im Beispiel von Netflix für den ersten drastischen Verlust in der Sichtbarkeit (vor ca. einem Monat) der Auslöser gewesen zu sein. Treffer die mit dieser Art des Vorgaukelns (Cloaking) zusammenhängen, scheint Google aus den Suchergebnislisten gestrichen zu haben.
Schauen wir uns dazu ein aktuelles Beispiel an, welches ihr gerne selber überprüfen könnt. Die SERPs von Google für das Keyword „The Founder“ spielen Google und den Nutzern unterschiedliche Versionen aus:
Die Version für Google:
Die Version für Nutzer (Bsp. aus UK vor einem Monat):
So wird den Nutzern in den USA der selbe Inhalt wie Google präsentiert (erster Screenshot), jedoch Nutzern in anderen Ländern nicht (zweiter Screenshot). Natürlich hat Netflix mit vielen Länderversionen und unterschiedlichen Streaming Lizenzen zu jongilieren – dennoch ist Cloaking immer noch eine Verletzung von Googles Webmaster Richtlinien.
Zu dieser Konstellation kommt noch die Weiterleitung basierend auf der IP-Adresse des Nutzers hinzu. Dies wurde auch schon Teufel zum Verhängnis und ist eher als eine schlechte Idee im Bereich internationalen SEOs anzusehen.
Zweiter Sichtbarkeitsverlust – Gleiches Problem nur schlimmer
Zunächst scheint der Gedanke, den Nutzern Inhalte basierend auf ihrer IP-Adresse anzuzeigen oder vorzuenthalten, eine gute Idee zu sein. Das Problem für viele SEOs ist nur, dass die Google Crawler größtenteils in den USA stationiert sind und die meiste Zeit mit einer US IP-Adresse operieren.
Schauen wir uns als Beispiel die Serie „The Big Bang Theory“ an. Die Serie kann auf Netflix sowohl in England als auch in Deutschland gestreamt werden, jedoch nicht in den USA. Hier hat nämlich CBS die Exklusivrechte für dieses Format und bietet diese ausschließlich auf ihrer eigenen Plattform (CBS All Access) an.
Die default URL für „The Big Bang Theory“ ist folgende: https://www.netflix.com/title/70143830. Wenn man sich in Deutschland befindet, wird man auf https://www.netflix.com/de/title/70143830 weitergeleitet (basierend auf der IP-Adresse).
Befindet man sich in England, so wird man von der default URL auf folgende weitergeleitet: https://www.netflix.com/gb/title/70143830
Ruft man die URL jedoch aus den USA auf, so erhält der Nutzer und der Google Crawler einen 404 Status Code der Seite.
Wenn wir tiefer in die Analyse eintauchen, sieht man, dass die URL der Serie „The Big Bang Theory“, https://www.netflix.com/title/70143830, keine Sichtbarkeit mehr in Google aufweist.
Analog dazu gingen auch die Keywordrankings zu „The Big Bang Theory“ für diese URL verloren:
Wer Netflix kennt, weiß, dass die Streaming-Plattform auch eigene Serien und Filme produziert. In diesen Fällen scheint es nicht zu Probleme zu kommen, da die Eigenproduktionen überall gestreamt werden können. Ein Beispiel hierfür ist Narcos.
Was man vom Fall Netflix lernen kann
- Weiterleitungen basierend auf einer IP-Adresse bringen meistens Probleme mit sich
- Cloaking ist weiterhin eine schlechte Idee und geht nie gut
- Befolgt Googles Empfehlungen: Nutzt hreflang für Sprachen und regionale URLs.
Hier sind einige Tips:
- Jede URL sollte ihr eigenes Markup besitzen:
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-us/" hreflang="en-US" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-gb/" hreflang="en-GB" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-de/" hreflang="de-DE" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-at/" hreflang="de-AT" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-es/" hreflang="es-ES" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-ch/" hreflang="de-CH" />
Weder Großschreibung noch die Reihenfolge der Attribute macht einen Unterschied. Um jedoch mögliche Verwirrungen zu vermeiden, sollte man Sprachen klein und die Länderauszeichnung groß schreiben.
<link rel="alternate" hreflang="en-US" href="https://www.example.com/en-us/" />
<link rel="alternate" hreflang="en-GB" href="https://www.example.com/en-gb/" />
<link rel="alternate" hreflang="de-DE" href="https://www.example.com/de-de/" />
<link rel="alternate" hreflang="de-AT" href="https://www.example.com/de-at/" />
<link rel="alternate" hreflang="de-CH" href="https://www.example.com/es-ch/" />
- Vergesst die bidirektionalität der Links nicht! Verlinkt Seite A auf Seite B, so muss Seite B auch auf Seite A verlinken. In unserem Beispiel müssen alle 6 URLs die gleichen 6 Einträge besitzen. Fehlt nur eine Auszeichnung innerhalb der 6 URLs, so kann das ganze hreflang Konstrukt unwirksam werden.
- en-UK ist nicht „Englisch für Großbritannien“! Nutzt also die richtigen Sprach-Codes: Die Sprache wird definiert durch ISO-639-1 Codes und das Land durch ISO-3166-1 alpha-2 Codes.
- Es gibt 54 Staaten in denen Englisch und 20 in denen Spanisch die offizielle Sprache ist. Wenn ihr alle diese Länder abdecken möchtet, ohne 70 neue Einträge zu tätigen, dann nutzt nur die Sprachspezifikation. Das wichtige ist, dass die Sprache angegeben werden „muss“, während die Länderauszeichnung nur optional ist.
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en/" hreflang="en" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es/" hreflang="es" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-us/" hreflang="en-US" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-gb/" hreflang="en-GB" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-de/" hreflang="de-DE" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-at/" hreflang="de-AT" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-ch/" hreflang="de-CH" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-mx/" hreflang="es-MX" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-es/" hreflang="es-ES" />
- Möchtet ihr für alle Sprachen, die nicht spezifiziert sind, eine default URL ausspielen, dann fügt ein
rel="alternate" hreflang="x-default"
hinzu. Auf dieser Seite könnte man dann beispielsweise eine Sprachauswahl anbieten.
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/" hreflang="x-default" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en/" hreflang="en" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es/" hreflang="es" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de/" hreflang="de" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-us/" hreflang="en-US" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-gb/" hreflang="en-GB" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-de/" hreflang="de-DE" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-at/" hreflang="de-AT" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-ch/" hreflang="de-CH" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-es/" hreflang="es-ES" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-mx/" hreflang="es-MX" />
- John Müller sagt: „Nur eine Sprachen oder x-default Auzeichnung ist ebenfalls eine Option (und kann auch kombiniert werden). Man kann eine einzelne URL für eine spezifische Land- und Sprach-Kombination auch für andere Länder nutzen. So kann man beispielsweise die URL für Großbritannien (en-GB) auch für Irland (en-IE) nutzen. Die deutsch URL (de-DE) kann auch für Luxembourg (de-LU) genutzt werden. Und die Mexikanische URL (es-MX) kann auch in Kolumbien (es-CO) ausgeliefert werden.
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/" hreflang="x-default" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en/" hreflang="en" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es/" hreflang="es" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de/" hreflang="de" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-us/" hreflang="en-US" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-gb/" hreflang="en-GB" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-de/" hreflang="de-DE" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-at/" hreflang="de-AT" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-es/" hreflang="es-ES" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-mx/" hreflang="es-MX" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/en-gb/" hreflang="en-IE" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/de-de/" hreflang="de-LU" />
<link rel="alternate" href="https://www.example.com/es-mx/" hreflang="es-CO" />
- Vorsicht bei der Kombination von hreflang und canonicals. Das Canoncial Tag sollte niemals auf eine anderen URL zeigen, als im hreflag Markup festgelegt ist. Dies könnte Google verwirren und das ganze hreflang Konstrukt unwirksam machen.
- Stellt sicher das die URLs, welche im hreflang Markup genutzt werden, auch tatsächlich existieren. Wenn ihr auf Seiten verlinkt die es nicht gibt, könnt ihr Google verwirren und das ganze hreflang Konstrukt unwirksam machen.
- Die Google Search Console kann dazu genutzt werden, um eine Internationale Ausrichtungen auch für Verzeichnisse oder Subdomains zu spezifizieren. Wird dies genutzt, so muss auch hier darauf geachtet werden, dass das hreflang Markup keine widersprüchlichen Signale sendet.
In dem Sinne: Netflix and Chill
Quellen: