Neue Top-Level-Domains und SEO

Heute hatte ich die Gelegenheit, die SEOkomm in Salzburg erstmalig zu besuchen. Auf einigen Folien konnte ich dabei Auswertungen zu neuen Top-Level-Domains und Domainendungen im Googleindex generell zeigen. Die wichtigsten Erkenntnisse möchte ich in diesem Blogposting teilen.

Die globale Koordinierungsstelle für Domains ICANN führt aktuell 572 neue Top-Level-Domains in ihrer Liste. Google ist einer der größten Registrare mit Endungen wie .android, .chrome, .google aber auch .dev, .new und .meme. Öffentlich haben sich die SEO-Sprachrohre von Google bislang eher spärlich zu den neuen Domains geäußert: vor über 4 Jahren hat Matt Cutts klargestellt, dass die neuen Domains im Ranking nicht per se bevorzugt werden. John Müller hat im Mai dieses Jahres erläutert, dass die neuen TLDs wie gTLDs behandelt werden. Eine .berlin hat also derzeit für keine lokalen Rankingbezug zu der Stadt, kann dafür in den Webmastertools allerdings frei einer Region zugeordnet werden.

Die folgenden Auswertungen beruhen auf 1 Millionen Keywords mit den jeweils 100 ersten Treffern (100 Millionen Datenpunkte). In den Google.at-SERPs können wir von den 572 TLDs derzeit 211 und damit 37% in freier Wildbahn finden. Alle neuen Domains zusammen nehmen in den Top-100 0,047% aller Treffer ein. In den Top-10 sind es noch 0,013% und in den Top-3 gerade einmal 0,009%. Somit sind die neuen TLDs zwar bereits messbar, in der Realität aber kaum vertreten. Als Vergleich: expedia.at ist siebenmal so häufig in den Top-100 vertreten wie alle neuen Endungen zusammen. Schaut man sich den Top-100-Wert im zeitlichen Verlauf an, ist eine deutliche Entwicklung zu erkennen:

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Ab der 15. Kalenderwoche 2014 werden die neuen TLDs messbar. Die Nutzung ist seitdem ansteigend. Der starke Peak in der Kurve wird übrigens durch die neue TLD „.club“ verursacht. Diese hatte zwischenzeitlich ein Hoch, ist seitdem aber wieder stark abgefallen. In den USA ließ sich dieser Peak nicht beobachten, der Verlauf war deswegen gleichmäßiger:

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Trotz des Rückgangs ist .club in Google.at derzeit mit 0,005875% der Treffer in den Top-100 die stärkste neue TLD. Es folgen .today (0,005649%) und .berlin (0,004293%). Die lokale .wien liegt mit 0,001616% aktuell auf dem siebten Platz.

Nicht nur für uns als Toolbetreiber ist die Frage „Was ist eigentlich eine Domain?“ spannend. Auch Google muss klären, welcher Teil einer URL wie https://www.sistrix.co.uk/file.html oder http://sistrix.blogspot.com/posting123 eigentlich die Domain ist. Von dieser Festlegung hängt schließlich ab, welchen konkreten URLs domainweite Faktoren zugutekommen und wo eine Trennung gezogen wird. Wie an den Beispielen vielleicht schon deutlich wird, ist die Erkennung einer Domain innerhalb einer URL gar nicht so einfach: es gibt eine Reihe von Sonderfällen und stetige Veränderungen. Zum Glück pflegt Mozilla mit Public Suffix eine Liste von diesen Sonderfällen und es gibt einige Anzeigen dafür, dass Google seine Entscheidungen ebenfalls auf Basis dieser Liste trifft oder zumindest auf ihr aufbaut. So können Links von einer WordPress.com-Subdomain über die „domain:“-Anweisung im Disavow-Tool entwertet werden, Google nutzt die Liste in seinem Java-Framework und hat selber einige seiner Domains wie blogspot.com dort eingetragen.

Da diese Trennung nun gezogen ist und folglich auch TLDs eindeutig zu erkennen sind, kommen wir zur Auswertung der häufigsten TLDs in Österreich. Auf Basis der Top-100 liegt .de derzeit noch vor .com und at:

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Interessant ist dabei, dass .de und .com Domains weniger häufig in den Top-10 und Top-3 der AT-SERPs zu finden sind, als die Gesamtzahl in den Top-100 es vermuten lässt. Ist .de noch zu 36% in den Top-100 vertreten, sind es nur noch 33% in den Top-3. Bei .at-Domains sieht es genau andersrum aus: rund 18% in den Top-100 und mehr als 22% aller Top-3 sind durch diese Domains belegt. Im zeitlichen Verlauf hat sich die Anzahl unterschiedlicher TLDs in den Google.at-SERPs übrigens nicht groß verändert: waren es Ende 2011 noch 318, sind es aktuell 323 – eine kaum messbare Veränderungen.

Abschließend noch ein Chart von ehemals „neuen“ Domains: .info, .eu und .biz wurden vor vielen Jahren eingeführt, sind in den Google-SERPs aber seit einigen Jahren deutlich rückläufig. Hoffen wir, dass es den neuen TLDs nicht ebenso geht:

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