Seit 2008 machen wir die Sichtbarkeit von Domains in den Google Trefferlisten transparent. Die aktuellen Verschiebungen sind die größte Verwerfung, die wir seit vielen Jahren beobachten können. In diesem Blogbeitrag messe ich das Ausmaß der Änderungen, zeige die Ursachen und erkläre, wie du damit umgehen kannst.
So spannend wie aktuell war SEO schon lange nicht mehr. Google nimmt mehrere große Umstellungen parallel vor und sorgt damit für ordentlich Durcheinander in den weltweiten SERPs.
Für eine erste Einordnung schauen wir auf das Ausmaß der Verschiebungen in den SERPs:
Ausmaß der Verschiebungen in den SERPs
Für Änderungen in den SERPs gibt es grundsätzlich zwei Ursachen: entweder Seitenbetreiber oder Google nimmt Anpassungen vor.
Die meisten Verschiebungen sind durch die Betreiber der Webseiten verursacht. Um nun einen Wert dafür zu bekommen, wie viel zusätzliche Änderungen aktuell durch Google verursacht werden, habe ich den Sichtbarkeitsindex vieler Domains mit dem Wert der jeweiligen Vorwoche verglichen.
Im folgenden Diagramm ist der Prozentsatz der Domains im zeitlichen Verlauf zu sehen, bei denen sich der Sichtbarkeitsindex (Desktop) um mindestens 30 Prozent verändert hat. Ausgewertet wurden alle Domains mit einem Sichtbarkeitsindex von mindestens 0,5 Punkten im deutschen Index:
Deutlich zu sehen, dass wir aktuell den Zeitraum mit den meisten Änderungen in den deutschen SERPs seit mehr als drei Jahren haben: vor zwei Wochen hat sich bei fast 14% aller großen Domains der Sichtbarkeitsindex um mindestens 30% verändert. Normal sind Werte um 5 bis 8%.
Auch ist deutlich, dass die Verschiebungen anhalten: nach fast 14% vor zwei Wochen, haben wir letzte und diese Woche weiterhin Werte von mehr als 10% – deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Steigt man etwas tiefer in die Daten der letzten drei Wochen ein, so wird schnell klar, dass nicht ein großes Update sondern mehrere Änderungen von Google – die teilweise parallel, teilweise sehr dicht hintereinander durchgeführt wurden – dafür verantwortlich sind. Die Änderungen im einzelnen:
Einführung Google Mobile-First Indexierung
Nach langer Verzögerung hat Google nun endlich angekündigt, das Crawling von Webseiten von den Desktop- auf die Mobile-Seiten umzustellen.
In der Ankündigung wird erklärt, dass es hierbei nur um das Crawling geht – Änderungen am Algorithmus und Ranking ergeben sich dadurch (direkt) vorerst nicht.
Auch will Google in einem ersten Schritt nur Webseiten umstellen, die ihre Hausaufgaben bereits gemacht haben und die damit “Mobile-First-Ready” sind. Durch diese beiden Einschränkungen dürften sich vorerst keine großen Verschiebungen in den SERPs ergeben. Wir konnten im Mobile-Sichtbarkeitsindex jedenfalls keine Ausschläge messen, die darauf hindeuten.
Google Core Update
Das große Google Core Update von Mitte März hat da schon deutlich mehr Unruhe in die SERPs gebracht: nicht nur die ersten Änderungen, auch in den Tagen und Wochen danach konnte sich im täglichen Sichtbarkeitsindex gut beobachten lassen, dass Google das Update weiter ausspielt und nachjustiert.
Bei vielen der betroffene Domains kann man gut eine Art “Stufenbildung” im Sichtbarkeitschart erkennen:
Zwischen dem 09.03. und dem 18.03. gab es sowohl bei den Gewinnern (wie hier bei Xing) als auch bei den Verlierern mehrere Stufen, in denen das ganze Ausmaß dieses Updates ausgespielt wurde.
Mittlerweile scheint es aber komplett durch zu sein: betroffene Domains zeigen in den letzten Tagen keine deutlichen Veränderungen mehr.
Aufstieg der Erotik-Domains
Aufmerksamen Beobachtern der Gewinner- und Verlierer-Listen wird es in den letzten zwei Wochen nicht entgangen sein: Google verschiebt im Erotik-Bereich massiv Sichtbarkeit.
Sehr viele Gewinner aber auch einige Verlierer dominieren die Auf- und Absteiger-Charts. Hier – unverlinkt & unzensiert ;-) – die größten Gewinner der letzten Woche aus diesem Bereich inklusive absoluter Sichtbarkeitsgewinne:
Domain | SI 19.03. | SI 02.04. | Gewinn (absolut) |
---|---|---|---|
muschitube.com | 4,5 | 82,6 | 78,1 |
madchensex.com | 15,5 | 62,9 | 47,4 |
justporno.sex | 21,9 | 32,6 | 10,7 |
deutschsex.com | 7,3 | 19,0 | 11,7 |
herzporno.com | 1,6 | 13,9 | 12,3 |
private-sexbilder.com | 0,1 | 4,1 | 4,0 |
pornhubdeutsch.org | 1,8 | 7,4 | 5,6 |
Schaut man sich den täglichen Sichtbarkeitsindex dieser Domains an, so wird schnell deutlich, dass es sich hier nicht um das Core-Update handelt. Die Gewinner und Verlierer liegen alle zeitlich deutlich nach den Gewinnern/Verlierern des Core-Updates. Google hat hier also offenbar eine weitere Algorithmus-Änderung (für diesen Bereich) ausgespielt.
Weitere Änderungen
Neben diesen drei Ursachen gibt es aktuell in den SERPs noch weitere Verschiebungen, deren Ursache und Gemeinsamkeit derzeit noch nicht klar ist. So ist der Sichtbarkeitsindex von Pinterest.de im letzten Monat von über 270 auf jetzt rund 100 massiv eingebrochen:
Die Zeitpunkte der stufenweisen Verluste von Pinterest stimmen nicht mit den Daten der anderen Updates überein – es muss also eine weitere Ursache dafür geben. Interessanterweise hat Istockphoto.com, ebenfalls eine sehr bilderlastige Webseite, in diesem Zeitraum auch deutlich an Sichtbarkeit verloren.
Und wie identifiziere ich die Updates?
Google macht es spannend: durch zahlreiche parallele Updates und Algorithmus-Änderungen ist häufig nicht auf den ersten Blick klar, welche Ursache ein Gewinn oder Verlust einer Domain hat. Zur Einordnung:
- Wenn das Crawling einer Domain auf den Mobile-Crawler umgestellt wird, verspricht Google eine Meldung dazu in der Search Console. Das scheint aktuell in freier Wildbahn aber noch nicht vorzukommen.
- Das Core-Update erkennt man im täglichen Sichtbarkeitsindex gut am Stufenverlauf zwischen dem 09.03. und dem 18.03. wie oben am Beispiel von Xing.
- Erotik-Domains (und auch themenähnliche Foren und Projekte) sind im täglichen Sichtbarkeitsindex am dem 24.03. betroffen – also deutlich nach dem Core-Update.